Bossing in öffentlichen Verwaltungen
#1

Ich wollte euch mal was erzählen: Ich arbeite schon Jahrzehnte in einer öffentlichen großen Verwaltung. Bislang hat mir meine Arbeit immer Spaß gemacht. Ich war in einer Leitungsfunktion und das schon 8 Jahre lang. Bislang immer gut, auch vom größten Chef immer anerkannt. Dann ging der größte Chef und es kam ein anderer. Und der setzte erstmal seine direkten Untergebene um. Und so kam es, dass ich auf einmal eine Übervorgesetzte bekam, die mich noch nie leiden konnte. Das war ja vor ihrer Umsetzung auch kein Problem, denn wir trafen uns ja nicht. Ach doch, ich bewarb mich mal als Führungsfunktion in ihrem damaligen Bereich. Und komisch: alle wollten mich, von meinem Bewerbungsscheiben her bis zum Bewerbungsgespräch waren alle (auch der damalige direkte Vorgesetzte) für mich. Nach einem viertel Jahr erhielt ich aber dann die Ablehnung. Naja, dachte ich, hast ja eine Führungsposition und bist ja schon 2 Jahrzehnte in einem Fachbereich - also ein Fachidiot sozusagen. Und dann wurde sie vor einem guten Jahr umgesetzt. Da ich immer offen war und auch in der Zeit positive Verbesserungesvorschläge in meinem Bereich darstellte, die auch umgesetzt wurden, habe ich gar nicht bemerkt, dass sie mich ein Jahr lang ignorierte. Ich wunderte mich aber, warum sie mir oder meiner damaligen direkten Vorgesetzen kein Feedback gab, wenn sie des öfteren zu meinen einzelnen Mitarbeitern ging.
Weiterhin wurde durch eigengewollte Umsetzungen mir aus einem Bereich alle Mitarbeiterinnen abgezogen. Und zu guter letzt sollte ich dann die Arbeit aus diesem abgezogenen Bereich auch noch tun, was ich dann ab September vorigen Jahres auch tat. 2 Jobs! Da wurde nicht gefragt, na wie geht es ihnen denn, alles klar, können sie eine Unterstützung gebrauchen? Im Dezember wurde ich dann für 1 Woche krank vor Weihnachten und hatte die anderen Tage Überstundenurlaub (-abgeltung). Und dann kam ich aus meinem Urlaub wieder zur Arbeit und hatte mit einem Satz in einer email für den darauffolgenden Tag ein Personalgespräch für meinen künftigen Einsatz. Nachdem ich mich noch am gleichen Tag an meine Übervorgesetzte wandte und fragte, was denn los sei, wurden mir belanglose Vorhaltungen gemacht, die ich sofort entkräften konnte und ich sollte dann als Sachbearbeiter umgesetzt werden zum kommenden Monat. Zum Schluss - da keine Worte ihrerseits gefunden wurde - hies es nur: Schlafen Sie eine Nacht darüber! Ich wurde dann umgesetzt in einen anderen Bereich als Sachbearbeiterin, der mir gar keinen Spaß (soll denn Arbeit Spaß machen?) macht, total etwas anderes vom Fach- und Arbeitsbereich ist. Dies ist jetzt schon ca. 4 Monate her. Ich habe gar keine Motivation - auch wenn ich wollte - mir Gedanken über meine jetzigen Arbeitsabläufe zu machen. Ich fahre morgens zur Arbeit - bekomme Magen- und Brustbeklemmungen, bin demotiviert und antriebslos, könnte immer sofort anfangen zu heulen, auch zu Hause bin ich den Gedanken nicht los geworden. Da ich merkte, dass mit mir etwas nicht stimmt, habe ich versucht einen Termin beim Psychotherapeuten in unserer gesamten Umgebung zu bekommen: erst ab Oktober diesen Jahres! Ich wusste gar nicht, dass dies so ein großes Gesellschaftsproblem ist.
Auch ein Gespräch mit unserem neuen größten Chef, der mir vieles vom "Pferd" erzählte, ich ihm aber sagte, dass ich weiß, dass dies eine Nasenpolitik ist und ich in den nächsten Jahrzehnten mich auf eine Führungsposition nicht mehr zu bewerben bräuchte, da dies ja in der großen Verwaltung rum wäre. Doch, doch .... hieß es dann (das ich nicht lache!) Erst viel später kam ich darauf, dass dies ja Bossing ist, was man mit mir getan hätte. Auch unseren Personalrat kann man in die Tonne stecken. Die Vorsitzende sagte zu mir: Ach, das muss man in 14 Tagen wegstecken und weiter machen (mit einer Handbewegung, die über die Schulter lässig schleuderte). Verdi sagte zu mir, die Situation der Verwaltung sei schon bekannt, denn ich bin nicht die einzigste Führungskraft und Sachbearbeiter, den dies ab dem vergangenen Jahr so ergangen ist. Dies war vor ca. 3 Wochen und man wollte überlegen und sich dann bei mir melden ..... warte heute noch. Wie sagte Fontane so schön: Wer schaffen will, muss froh sein! Na das würde ich gerne wollen - habe es ja auch vorher 20 Jahre getan, aber jetzt? Vor allem habe ich meine gesamte Ausbildung bis zum Studium von meinem Arbeitgeber erhalten. Ich habe eine dicke P-Akte mit Qualifikationen aus meinem alten Bereich. Dass es Mobbing unter den Kollegen gibt, habe ich vermutet, aber dass es Bossing auch gibt und nicht mal der größte Chef was dagegen tut! Wo kommt die Arbeitsqualität und -quantität dahin, wenn wir in der heutigen Gesellschaft so mit Gefühlen umgehen!!! Haben die denn gar kein soziales menschliches Verhalten? Na die Frau hat ja auch keine Kinder, mit denen man selbst lernt, mit Geduld und Geschick jemanden zum positiven Ziel zu führen. Da ich mich einfach nur "Kacke" fühle, wollte ich das mal reinstellen und vielleicht auch andere Meinungen aus dem Forum hören.

die Katze
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#2

Hallo Katze,

vieles von Deinen Schilderungen lässt sich auf meine Situation übertragen.

Auch ich war Führungskraft (4 Jahre lang), auch bei mir wechselte der Chef. Der hat mich dann mit Deckung des Bürgermeisters fies abgesägt und ich wurde in ein völlig anderes Gebiet umgesetzt, das überhaupt nicht meinen Qualifikationen entspricht. Man wollte mich halt ganz los werden.

Das ist jetzt über 6 Jahre her. Mir war auch damals klar, dass ich in der Behörde keine Perspektiven mehr habe und daher mache ich seitdem "Dienst nach Vorschrift". Bin jetzt ganz bewusst ein richtiger Low-Performer... Ich habe mir geschworen, dass ich diejenigen, die mich so mies behandelt haben, nicht noch mit guter Arbeit belohne.

Ich sage aber nicht, dass Du es ähnlich machen solltest, denn DnV kann auch frustrieren und langweilen, man nennt das dann Boreout.

Halt die Ohren steif !

VG

Tom
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#3

Guten Morgen Ihr beiden.

Auch wenn ich evtl. Euren Zorn auf mich lenke, so klingt das meiner Meinung nicht ganz nach Bossing, sondern den von uns selbstgeschaffenen internen Strukturen. Ihr ward mal Nutznießer des Systems und nun die Verlierer. Dies ist tagtägliche Praxis in der Poltik. Nur kommt es jetzt auch unten in den Kommunen an.

Da ihr beide Vorgesetzte gewesen seid, habt ihr gewisse Privilegien genossen, die ihr jetzt nicht mehr genießen könnt. Und darum geht es den meisten Menschen: Das Auskosten von Privilegien. Auch ich war jahrelang Vorgesetzter. Nach der Führungserfahrung und Kompetenz fragt keiner mehr.

Ohne nachzuschlagen oder nachzulesen ist Bossing eine systematische zielgerichtete Handlung von einem Vorgesetzten zu einem Untergebenen mit dem Ziel die betreffende Person in seiner Würde herabzusetzen. Daraus ergeben sich oft aggressive Handlungen oder auch Krankheiten.

Ich war noch bis vor einiger Zeit in einem Bereich tätig, wo Bossing an der Tagesordnung stand. Wo Kollegen systematisch ausgespielt wurden. Wo das Personalamt über Fehlverhalten mehrmals in der Woche per Mail informiert wurden, weil zum Beispiel eine Toilettentür nicht geschlossen war, weil ein Eingangstempel bei einem Werbeprospekt fehlte. Oder weil ein Mitarbeiter die Frechheit besaß in der Mittagspause über den Dienstapparat eine Pizza zu bestellen. Wo Kollegen bis zu einem Hörsturz arbeiteten. Wo Frauen vor einem sitzten und sich regelrecht ausheulten. Oder wo Frauen ihren Arbeitsvertrag nicht verlängerten und freiwillig in die Arbeitslosigkeit wanderten. Wo das das Personalamt geil drauf war Abmahnungen zu schreiben, bis man erkannte, was da eigentlich los war. Ich war der einzige Mitarbeiter, der davon verschont blieb. Mir hatte er nie was gemacht. Bis zu dem Tage, dass ich ein schlechtes Gewissen hatte und in die Offensive ging. Und von 10 Leuten blieben 4 übrig, die sich gewehrt hatten. Wir dokumentierten Äußerungen und hielten sie schriftlich fest. Bis es dann genug war. Auch wenn ich nicht selbst betroffen war, so kamen doch alle zu mir und beschwerten sich. Und da blutet einem das Herz, wenn man sieht, wie ein Vorgesetzter eine Mitarbeiterin anschreit, wie blöd sie ist usw.

Wenn Euch das nicht genug ist, kann ich noch tiefer rein, um zu zeigen, was Bossing ist und sein kann.

Wenn einem die Arbeit nicht Spaß macht, dann ist es schlimm, muss aber nicht unbedingt was mit Bossing zu tun haben.

Trotzdem gibt es Dinge, die man sich nicht bieten lassen muss. Es sollte nur vorher gut dosiert sein, wenn man ausholt......
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#4

hallo, liebe leute

gerade im öffentlichen dienst ist bossing an der tagesordnung. es werden gerade ältere mitarbeiter mit perfiden methoden fertiggemacht. alles unter dem deckmantel der fürsorgepflicht. gerade bei schwerbehinderten ist es besonders schlimm. es hätten sich mitarbeiter beschwert - wenn man die namen wissen will, heisst es, man will keine unruhe reinbringen. man hat sich nicht getraut, abmahnungen zu erteilen, es waren
sogenannte ermahnungen. man hetzt die mitarbeiter auf, setzt praktikanten auf einen an. es war die reinste hölle. leider wurde man durch dieses bossing sehr krank.

lg maria 50
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#5

Hallo Domar,
ich hatte die bösen Details ausgelassen - nach so vielen Jahren will ich das auch nicht mehr aufwärmen. Aber ich fasse meinen Fall ganz klar unter Bossing.

Ich gebe Dir aber sehr recht darin, dass wir vorher profitiert haben und jetzt auf der anderen Seite stehen. Ich habe durch meine eigenen Erfahrungen jetzt eine viel sozialere Einstellung gewonnen.
Salopp gesagt vom FDP-Sympathisant zum Gewerkschaftsmitglied ;-)

Davor war ich naiv und dachte, dass es jeder Mitarbeiter in der öffentlichen Verwaltung selbst in der Hand hat, durch Leistung voranzukommen. Heute weiß ich, dass andere Dinge wichtiger sind (z.B. Lobby, Proporz, Nasenfaktor).

VG

Tom



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#6

Hallo in die Runde,

dem Beitrag Nr. 4 von Maria stimme ich voll und ganz zu. Bossing gerhört heute im öffentlichen Dienst einfach zum "guten Ton". Auch ich war mal Referatsleiter (bei uns gab es dies sogar im mittleren Dienst) und plötzlich musste ich die Stelle an einen neu eingestellten Verwaltungsangestellten abtreten und ihn auch noch anlernen. Gründe für diese Vorgehensweise nannte man mir natürlich nicht. Der Mann kam aus einem völlig anderen Berufszweig u. hatte keine Ahnung. Als Ausgleich stellten mir meine Vorgesetzten dafür eine baldige Beförderung in Aussicht, 8 Jahre später hatte ich diese immer noch nicht. Später erfuhr ich dann, dass der neue Mitarbeiter ein guter Freund eines ranghohen Beamten bei uns war - man hat da offenbar seine Beziehungen irgendwie spielen lassen.

Typisch auch die Aussage, dass sich Kollegen über einen beschwert hätten (vergleichbare Erfahrungen sind hier im Forum schon wiederholt eingebracht worden). Hiermit wird doch einfach nur die "Psycho-Schiene" gefahren. Motto:" Keiner will dich, keiner mag dich, keiner will mit der zusammenarbeiten - du bist minderwertig und gehörst nicht zu uns". Dies ist ein Menschen verachtendes Spiel, gehört aber heute bedauerlicherweise mehr und mehr zum täglichen Arbeitsleben. Auch der Staatsdienst ist zwischenzeitig davon betroffen

Weitere Bossinghandlungen sind zum Beispiel:

- Entzug von Aufgaben
- Verbreitung rufschädigender Gerüchte
- Gesprächsverweigerung

Wenn, so wie "Katze" es so schreibt, selbst der oberste Chef gegen Bossing nichts unternimmt, dann ist dies ein deutliches Indiz dafür, dass man einen loshaben möchte. Da Arbeitsplätze im öffentlichen Dienst vergleichsweise sehr sicher sind, kommt eine Kündigung nicht in Betracht und man bedient sich dann einfach des Instruments des Bossings in der Annahme, dass der "Gebosste" füher oder später freiwillig geht. Betroffen sind zu großen Teil Kolleginnen und Kollegen über 50 Jahre.

Ich selbst habe dann einfach Kontakt zu einem Facharzt aufgenommen, der mich "dauerkrank" schrieb. Eines Tages dann Gespräch beim Amtsarzt der sofort eine Frühpensionierung vorschlug. Wenige Monate später Frühpensionierung. Mit dieser Regelung gab es eigentlich nur Gewinner: Der Dienstherr ist einen alten, lästigen Beamten endlich los, der Steuerzahler spart aufgrund der Kürzungen bei vorzeitiger Pensionierung viel Geld, zumal Stelle auch nicht mehr neu besetzt wird und ich selbst muss mir nicht täglich anhören, wie minderwertig ich doch sei. Mit meiner Psyche geht es übrigens auch wieder aufwärts.

LEUTE, DENKT AN EURE GESUNDHEIT !!!

Gruß
Rüdiger

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#7

Hallo Tom, hallo Domar, hallo Maria und Rüdiger,
vielen Dank für Eure Beiträge. Das was Domar geschrieben hat, haut mich ja fast um. Da kann ich´ja nur sagen, dass in meinen vergangenen 27 Jahren Arbeitszeit so etwas unter Kollegen nie vorkam. Muss man sich in der heutigen Gesellschaft an soetwas gewöhnen? In meinem jetzigen Arbeitsbereich kommt man morgens und sagt nur "Guten Morgen", wenn man sich auf den Flur sieht. Und das ist sehr selten - man nennt sich aber tolles Team. Ich kannte es bislang anders, jeden guten morgen zu sagen.

Ich habe schon mit meinem Hausarzt gesprochen, der sagte, dass ich da eine Weile erst mal rausmüsse. Leider, lieber Rüdiger, bin ich kein Beamter sondern Angestellte und auch noch zu jung, um in die Arbeitslosigkeit zu gehen. Aber ich freue mich für dich. Auch bei mir war u.a. die Aussage, dass sich einige Kollegen über mich beschwert hätten. Ach, das habe ich nicht geglaubt und wenn, dann doch nicht so. Es ist Bossing. Sie hat mich jetzt weg von sich und mir gezeigt, dass sie die Macht hat. Ich verstehe nicht, dass man gar nicht dagegen tun kann. Jemand sagte dann zu mir: Man muss verzeihen können! Tut mir leid, warum soll ICH verzeihen, wenn MIR was Ungerechtes angetan wurde. Soll ich dann noch zu Boden kriechen. Nein danke. .... Man sieht sich immer 2 mal im Leben.

Katze
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#8

Hallo Katze,

genau so sehe ich das auch. Nichts gefallen lassen. Schon die kleinsten Ansätze eines Alphamännchens sollten im Keim erstickt werden. Die Frage ist auch: Wer hat den Mut und den starken Rücken oder das dicke Fell? Das sollte man sich erst mal anlegen. Da ich mich jahrelang mit Soziologie und Psychologie sowie Pädagogik beschäftigt habe, ist es natürlich besser einzuschätzen, wenn ein Chef seine leere Kaffeetasse (angeblich) ganz unbewusst auf meinen Schreibtisch abstellt. Die bekam er wieder ganz bewusst zurück ;-). Aber anhand solch kleinen Beispiels, fängt das Ausloten an.

Dieser Chef machte alles per E-Mail. CC und BCC an andere wichtige Leute. Nun ja. Dann muss man eben bei der Beantwortung der E-Mail mitmachen. Irgendwann fällt es ihm auf. So ziemlich zum Schluss kam er mit weinerlichen Augen zu mir und wollte wissen warum ich die Beantwortung der E-Mail mit CC an Leiter XX geschickt habe. Meine Antwort war, dass es doch schon jahrelang Masche bei ihm ist, nur mit dem Unterschied, dass ich so was nicht mit BCC mache.

So, und wer hat von euch so viel Rückrat? Das solltet ihr erst mal haben. Mir war es egal, ich war eh am unteren Ende der Nahrungskette (Entgeltgruppe).

Auch ein schönes Beispiel einer meiner Mail war, dass ich ihm schrieb: "In meinen Augen" (fett) gibt einen Unterschied zwischen einer Führungskraft und einer Führungspersönlichkeit. Dadurch, dass ich in meinen bisherigen Leben viele Vorgesetzte hatte und damit auch Vergleiche anstellen kann, sehe ich Ihnen keine Führungspersönlichkeit.

Das führte dazu, dass er mal wieder diese Mail ohne mein Wissen weiterleitete. Also hatte ich einen Termin bei dem nächsten Knaller dieser Spezies. Ich ahnte schon worum es ging. Nun habe ich das Bild wieder vor Augen. Ich sitze dort und der Knaller meinte: "Was fällt Ihnen eigentlich ein, ihrem Abteilungsleiter so was mitzuteilen, noch dazu schriftlich. Ich muss das ans Personalamt weitergeben." Daraufhin erwiderte ich: "Juckt mich nicht. Ich bin da um zu arbeiten und mich nicht behandeln zu lassen wie ein Rekrut beim alten Fritz". Da war er still. Man merkte wie es ratterte in seinem Kopf. Und bei mir? Ich ärgerte mich und dachte mir, scheiße, was hast du denn jetzt gesagt? Auf jeden Fall war es im Nachhinein das Beste was ich machen konnte und berichtete noch von den Leichen im Keller. Ich wurde für voll genommen. Aus den geplanten 30 Minuten wurden 4 Stunden. Und ich bekam noch seine Handynummer, falls es irgendwas geben würde, könne ich ihn jederzeit anrufen.

Mehr Details gehören nicht hierher, aber es ist möglich sich zu wehren. Man braucht halt Zeit.
1. sich selbst kennen lernen (Was für ein Typ bin?)
2. Die Umgebung wahrnehmen (Mit wem habe ich es zu tun?)

Ohne dem geht nichts.

Ich kann auch zum Doktor gehen. Der ändert aber nichts an der Situation. Er ändert nur, dass man das Ganze mit anderen Augen sieht. Man muss es auch anerkennen, dass es Leute gibt, die sich nicht wehren. Und denen sollte man helfen.

In meiner jetzigen Stelle, haben wir ein Superklima. Hängt wohl auch damit zusammen, dass jeder komplett andere Bereiche hat und somit Konkurrenz ausscheidet.

Einer meiner Lieblingssprüche lautet: „Ich bin weder hier um zu heiraten, noch Zungenküsse zu verteilen. Ich bin hier um zu arbeiten.“

So denken die Bossingakteure, also denke ich mit ;-).
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#9

hallo katze,

dies ist nun mein 2. beitrag. man müsste eigentlich in die öffentlichkeit gehen, so geht es im öffentlichen dienst zu. es wird schikaniert, wo es nur geht. man wird gedemütigt und bloßgestellt, der lächerlichkeit preisgegeben.
die anwältin meinte, ich hätte wohl chancen, aber ich würde die hölle auf erden erleben. ich hätte wirklich lust, diese hölle per zeitung zu verbreiten. meine gesundheit wurde ruiniert. ich unterhalte mich gerne
weiterhin mit euch.
gebt nicht auf.

lg maria
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#10

Hallo Domar, Hallo Maria,
schön, dass Ihr geantwortet habt. Öffentlich machen, ja , da hast Du Recht, aber .... im Internet findet man Stellungnahmen viele Minister gegen das Mobbing. Und? Was wird getan???? Es geht doch scheinheilig weiter. Und vor einem Arbeitsgericht ..? Da hast Du Recht ... wenn man dann noch 20 Jahre arbeiten muss unter diesem Arbeitgeber????? Dann kann man zusehen, wo man bleibt. Was ist denn dir passiert, Maria?

LG Katze
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#11

Dem kann ich nur zustimmen. auch bei uns wird gebosst. Ich bin seit 25 Jahren im öffentlichen Dienst, aber so etwas habe ich noch nie erlebt. Es hat lang gedauert, bis ich gemerkt habe, dass System dahinter steckt.

Seit vor ein paar Jahren kurz hintereinander 2 neue Chefs eingestellt wurden, werden immer mehr Mitarbeiter monatelang krankgeschrieben. Kollegen haben Weinkrämpfe nach sogenannten Mitarbeitergesprächen, brechen zusammen. Einer nach dem anderen wird rausgeekelt. Niemand schreitet ein. Ganz ehrlich, auch ich nicht. Ich wüsste auch gar nicht wie, wenn schon weder der Personalrat noch der höchste Chef etwas dagegen unternimmt. Ich denke vielen Kollegen ist es gar nicht bewusst, was bei uns los ist. Einige werden es bemerken, aber entweder weit von sich schieben nach dem Motto "Geht mich nichts an, ich bin ja nicht betroffen" oder so wie ich machtlos und entsetzt zusehen.

Gibt es eine Möglichkeit den Kollegen zu helfen? Welche Möglichkeit habe ich, ohne mich nicht selbst zu gefärden (muss meine Familie ernähren)? Gibt es denn gar keine Instanz, die diesem bösen Treiben ein Ende setzten kann?

LG Heiner

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#12
Shy 

Hallo Heiner !

Du hast recht - hinter dieser Bosserei steckt häufig System dahinter. In den 1970er und 80er Jahren wurde im öffentlichen Dienst teilweise zu viel Personal eingestellt, welches zwischenzeitig nahezu unkündbar geworden ist. Durch personaleinsparende Lösungen im IT-Bereich sind viele Angestellte und Beamte aber nun entbehrlich geworden. Für einfache Eingabearbeiten am PC benötigt man keinen Amtsinspektor mit A9-Gehalt - da genügt irgendeine 400 €-Kraft. Unabhängig von den technischen Neuerungen kommt noch hinzu, dass man im Gegensatz zu früher die Personalkosten stärker unter die Lupe nimmt. Als Dienstherr muss man nun also versuchen, überflüssiges und teueres Personal irgendwie loszuwerden. Aber wie nur ??

Durch Mobbing & Bossing probiert man einfach, entbehrlich gewordenes Personal zur Aufgabe zu bewegen. Wenn Du schreibst, dass dies erst seit der Einstellung der zwei neuen Chefs bei euch so schlimm geworden ist, dann haben die beiden Vorgesetzten mit größter Wahrscheinlichkeit entsprechende Anweisung und Deckung von "ganz oben" bekommen, in Euerer Dienststelle "aufzuräumen". Dass selbst der Personalrat hier nichts unternimmt ist übrigens keine Seltenheit, denn hier & da "kippen" diese Leute um und vertreten dann plötzlich mehr die Interessen des Dienstherrn als die der Kolleginnen und Kollegen (muss aber nicht überall so sein !)

Dass Du den Bossing-Opfern gerne helfen möchtest spricht natürlich zweifellos für Dich, aber Du hast da keine Chance. Ein Kollege hat dies bei uns schon probiert und fuhr sogar 200 Km zu dem für uns zuständigen Ministerium. Dort erklärte man ihm dann, er solle nicht so empfindlich sein. Er (der Ministerialbeamte) werde auch ständig vom Staatssekretär und Minister geärgert (!)

Die Psychosomatischen Kliniken, sowie die Wartezimmer von Nervenärzten sind übrigens voll mit Angehörigen des öD. Warum wohl nur ??

Gruß und alles Gute Icon_wink





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#13

Es ist traurig wenn jemand mit Mitte 50 nach jahrzehntelangem öffentlichen Dienst rausgeekelt wird. Wie soll derjenige bis zur Rente überleben???
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#14

Liebe Gemeinde,

ich habe immer so meine Probleme mit Euren fast übereinstimmenden Aussagen der immer schlechter werdenden Arbeitsbedingungen (hier: Bossing),

Ich will mal von einer Kollegin in Leitungsfunktion berichten, die ihre eigenen Aufgaben gerne delegiert hat, während sie selber wenig substanzielles beigetragen hat. Das funktionierte auch deshalb gut, weil Sie ein charmantes Auftreten und ein einnehmendes Wesen hatte. Sobald sich jedoch verständlicherweise Widerstand aufbaute, erledigte sie ihre Aufgaben nicht etwa selbst, sondern fand durch ihre clevere Rhetorik geneigte Zuhörer, die ihre angeblich missliche Situation fassungslos zur Kenntnis nahmen. Die Situation eskalierte und mündete schließlich in ihrer Zwangsversetzung.

Ich erzähle diese Anekdote deshalb, weil ich anfangs zu den geneigten Zuhörern gehörte und nach Bekanntwerden aller Hintergründe nicht glauben konnte, wie manipulierbar auch ich bin.

Damit will ich keine hier geschilderten Erlebnisse herunterspielen, aber es fällt mir auch bei anderen Postings schwer, mich objektiv zu postionieren.

Meine Erfahrung nach 30 Dienstjahren: Wer bereit ist, nach KRÄFTEN der täglichen Aufgabenerfüllung beizutragen (also auch die eigene Erwartungshaltung nicht erheblich höher ist, als das, was man/frau herzugeben bereit ist) wird eher in den Arbeitsbereich intergriert.

Peter B.
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#15

@Peter B.

Wir hatten einen Chef (ein waschechter 68er, sehr links), der folgende Auffassung vertrat:

"Es ist nicht unbedingt ratsam, einen guten, engagierten Beamten oder Angestellten zu befördern bzw. höher zu gruppieren. Dadurch werden diese Leute nicht besser, denn sie waren schon immer gut (in der Schule, in der Ausbildung u. im Berufsleben). Befördere ich aber einen schlechteren Bediensteten, dann ist dies für ihn ein Anreiz, künftig mehr Leistung zu erbringen"

Wie der Alltag in dieser Dienststelle aussah, kann man sich sicherlich vorstellen.

Noch Fragen ?............
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