(22.07.2011, 20:52)Gast schrieb: Hallo Kollegen,
vielen Dank für Eure Nachricht. Ich bin übrigens Beamter. Mit entsprechendem Druck versucht man auch Beamte heutzutage zu degradieren. Und was das Mobbing anbelangt hat das mit normaler Kritik nichts zu tun wenn ich dann zum Sündenbock für alles gemacht werde was in unserer Dienststelle in der Vergangenheit schief gelaufen ist. Hierfür tragen vielmehr andere die Verantwortung.
Und was die Telekom anbelangt weiss man ja was da lief bzw. noch läuft. Jeder der dort arbeitet bzw. arbeitete kann einem nur leid tun. Und sowas zweimal erleben zu müssen wie ich ist schon der absolute Gipfel.
Es handelte sich dabei auch keinesfalls um ein ganz normales Kritikgespräch. Die Botschaft dabei war ganz eindeutig: geh. Du wirst unseren Anforderungen in keinster Weise gerecht. Ich habe mir darüber auch ein Gedächtnisprotokoll angefertigt.
Warum der Facharzt und die Klinik das nicht einsieht ist mir vollkommen schleierhaft. Aber ich weiss ja, dass mein Dienstherr mehrmals in der Klinik angerufen hat.
Umsetzung in eine andere Dienststelle bringt auch nichts, da ich dem Bürgermeister weiter unterstellt bin.
Also ich weiss echt nicht wie ich da wieder hin soll.
Mal ganz naiv nachgefragt: wenn Dein Dienstherr (sogar mehrmals) in der Klinik angerufen hat, gibt es eigentlich nur folgende zulässige Reaktionen der Klinik:
1. Verweigerung der Auskunft über einen Patienten (sogar darüber,
ob Herr/Frau xy überhaupt Patient(in) ist)
2. Auf deine Nachfrage hin Auskunft darüber, welche Fragen / Aussagen der Dienstherr am Telefon gemacht hat
Falls sich (aus welchen Gründen auch immer) ein qualifizierter Klinikmitarbeiter mit deinem Dienstherren über dich in der Sache unterhalten hat, ist dazu deine schriftliche Zustimmung erforderlich und du hast ein Recht auf Auskunft über die Inhalte dieses Gesprächs.
Deine Aussage hört sich zwischen den Zeilen so an, als hätte der Dienstherr versucht, auf deine Behandlung Einfluss zu nehmen. Das ist in mehrerlei Hinsicht nicht statthaft - und würde nach meinem (nichtjuristischen) Verständnis der Dinge auch gegen geltende Gesetze verstoßen. Falls das belegbar ist, würde ich eine Klage erwägen.
Bedenke dabei immer, dass dein behandelnder Arzt absolut kein Interesse haben kann, sich mit deinem Dienstherren gegen dich zu verbünden; zum Einen wäre das strafbar und nicht mit seinem hippokratischen Eid vereinbar und würde nebenbei keine erfolgreiche Behandlung gestatten und zum Anderen hätte er davon definitiv keinen Vorteil. Gehe also unbedingt davon aus, dass der Therapeut auf deiner Seite ist!
Aber trotzdem ist der Ball
aus therapeutischer Sicht bei dir:
- DU bist der einzige, den du ändern kannst, insofern musst du dich fragen, wie du damit (in deiner Sicht von dir selbst) umgehst und wie deine Anteile dabei sind. Nur dieser Punkt ist therapeutisch behandelbar.
- Wenn du dich in einer (stationären) Behandlung außen vor lässt und dich nur als das arme Opfer betrachtest, das keine Chance hat, irgendetwas zu ändern, wird man dich entlassen, da die Therapie keinen Ansatzpunkt hat. Bedenke immer, dass du immer 3 Möglichkeiten hast: Love it, change it, leave it. Insofern ist alles, was du machst, deine freie Entscheidung ...
Was hat das für Konsequenzen?
- Prüfe ggf. mit fachkundiger (z. B. juristischer) Unterstützung, ob du das Problem dorthin zurück verlagern kannst, wo es herkommt. Als Stichwort nenne ich z. B. das AGG.
- Falls nicht, frage dich, was
für dich die unter dem Strich sinnvollste Alternative ist: Anders mit dem Chef umgehen? Verbündete suchen? Irgendwie durchhalten und dabei juristisch verwertbare Fakten sammeln? Oder doch die Flucht ergreifen, ohne dass du dir das ein Leben lang selbst vorwirfst? Diese Entscheidung musst du letztlich selbst treffen.
Ich bin übrigens Beamter auf Lebenszeit (hD) in einer Bundesbehörde und hatte vor ca. 1 Jahr einen Burnout ("Überlastungs-Depression") u. a. infolge von Führungsfehlern meines Vorgesetzten. Den (sehr positiven!) Weg für mich habe ich durch Besinnung auf meine Entscheidungsfähigkeit und meine eigene Verantwortung für mich selbst gefunden. Ich habe übrigens in der Folge die Organisationseinheit beim selben Arbeitgeber gewechselt und habe seitdem einen anderen Vorgesetzten. Allerdings hatte ich diesen Stress nicht wie du mit meinem Behördenleiter.