Umschulung zur Verwaltungsfachangestellten totale Verzweiflung
#1

Hallo und einen Guten Tag zusammen.

Ich bin 40 J. a., wohnhaft in B-W. und befinde mich seit März 22 in einer 2-Jähr. Umschulung zur Verwaltungsfachangestellten (Kommunal). Aus gesundheitlichen Gründen musste ich meinen bisherigen Job aufgeben, Kostenträger der Umschulung ist die Rentenversicherung. So weit so gut.

Nun zu dem eigentlichen Problem:

Bildungsträger ist eine reine Katastrophe. Es ist nichts organisiert, man hat keinen richtigen Ansprechpartner, keiner fühlt sich für irgendwas verantwortlich. 

Keine qualifizierte Lehrer - wir haben ständig jemanden da, der nicht vom Fach ist, aber "eben mal kurzfristig eingesprungen ist, weil es ja kein Hexenwerk ist", Lückenbüßer eben.

kein richtiger Unterricht - man geht entweder streng nach Lehrbuch, sprich, wir lesen die Themen durch und der "Lehrer" hat ein Lösungsbuch, ohne den er total aufgeschmissen ist; oder man schweift immer wieder vom Unterricht ab und führt zum Teil stundenlang total unrelevante Diskussionen; oder der "Lehrer" meint, wenn er aus privaten Gründen nur 4 Stunden Unterricht machen kann, kann er es doch mit 10 Seiten aus dem Übungsbuch als Hausaufgaben für 2 Tagen super "wiedergutmachen". Und wenn es in 2 Tagen wieder bei ihm den Unterricht gibt, überprüft er 3,5 Stunden lang die HA, rattert die letzten 30 Minuten eine Folie zum Thema Europäisches Wirtschaftssystem durch und gibt wieder 10 Seiten auf...

fehlende Lehrbücher - 6 Wochen lang gab es "Unterricht" ohne ein einziges Lehrbuch. Teilweise mit Kopien gearbeitet und ständig zu hören bekommen, dass man ja nicht so viele Kopien machen sollte, weil Papier ja eben eingespart werden muss. Meistens gab es nur Word und Excel Unterricht, da auch noch kein Stundenplan existierte und keiner wusste, was man als nächstes machen sollte. 

VSV erst nach 4 Monaten bekommen.

Unser Lehrgangsverantwortlicher, der auch vom Regierungspräsidium für unseren Lehrgang genehmigt wurde und selber aus der führender Verwaltung kommt und sämtliche Lernfelder unterrichtet hatte, ist von jetzt auf gleich ohne einen ersichtlichen Grund verschwunden. Seit 1,5 Monaten haben wir keinen effizienten Unterricht, nur 1×wöchentlich kommt ein verantwortungsvoller Lehrer von der Verwaltungsschule und unterrichtet Polizei- und Verwaltungsrecht. Der Rest der Woche ist es nur vergeudete Zeit. 2×Mal kommt eine Dame, die kaufmännische Rechnungswesen unterrichtet und versucht uns beizubringen, dass Kommunen eben gewinneinbringend arbeiten müssen u.Ä. und uns ständig auf eine Mitleid-Tour mit dem Bildungsträger mitzunehmen versucht, da die sich ja "ach so stark anstrengen, aber es ja leider mit so einem Lehrgang nicht so einfach ist",  mal kommt der Herr mit einem riesen-Ego und seinen gestiebelten Folien im Wirtschaftswesen. Zivilrecht haben wir nur dann, wenn die zuständige Dame Zeit hat, da sie es anscheinend ehrenamtlich macht, bestenfalls 1× im Monat. 

Im Januar müssen wir im Rahmen der Umschulung eine Praktika antreten, die 7 Monate lang dauert. Das Problem dabei ist, dass keine Kommune dabei was anfangen kann und wir nur Absagen kassieren. Jetzt haben sich unsere Kursteilnehmer und die Bildungsstätte darauf geeinigt, dass der Bildungsstättenleiter einen Brief an die Ämter verfasst, worin er zumindest den Umschulungsrahmen erklärt und unsere Lebensläufe beilegt. Mal schauen, was dabei rauskommt.

Zwischendurch hat die Bildungsstätte parallel einen 2-ten Kurs gestartet, jetzt müssen wir auch noch die paar unqualifizierten Lehrer mit dem anderen Kurs teilen. Das heißt, dass der Lehrer 30 Min. im Raum ist, Aufgaben gibt und für 1-2 Stunden verschwindet. Man kann auch das neue Thema durchlesen und sich dieses aneignen. Wenn man Fragen hat, kann man diese stellen, sobald die Lehrerin wieder da ist und sich erstmal 10 Minuten darüber beklagt, dass sie sich zweiteilen muss.

Ach ja, wegen Personalmangel haben wir Freitags immer "Selbstlerntag" daheim. 

Der ganze Kurs ist total verzweifelt.

Ich habe jetzt nur noch Bedenken, wenn ich es dem Kostenträger oder dem Regierungspräsidium erklären würde, unter welchen Umständen das ganze stattfindet, dass die Umschulung komplett gestrichen wird.

Ich versuche es einfach nach dem Prinzip "Augen zu und durch", lerne viel daheim usw, merke aber, dass es teilweise schon zu Wutanfällen gegenüber der Bildungsstätte kommt und ich Bauchschmerzen habe, wenn ich privat darüber gefragt werde. Sind keine guten Aussichten. Dabei ist die Zeit der Umschulung extrem begrenzt, man kann sich eher weniger solche Ausfälle erlauben.

Wüsste da vielleicht jemand was? 
Habt ihr evtl Ratschläge, wie ich es für mich gestalten könnte?

Bin für jede Antwort oder Rat dankbar  

VG Julia

P.S.: Ab und zu kommt es mir nach Heuchelei vor, aber ich musste es jetzt einfach loswerden
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#2

Hallo Julia,

das tut mir sehr leid. Ich glaube, dass ich hier im Forum schon ähnliche Erfahrungsberichte aus anderen Bundesländern gelesen habe, ich finde sie aber spontan nicht wieder.

Meine persönliche Empfehlung ist, dass Du tatsächlich nach Deinem Motto "Augen zu und durch" vorgehst.

Nach meiner Erfahrung ist im öffentlichen Dienst Kritik nicht gerne gesehen. Du giltst dann als Nestbeschmutzer, als jemand, der sich nicht anpassen kann. Das habe ich mehrfach so erlebt.

Zumal manche Dinge, die Du beschreibst, eher subjektiv sind und schlecht zu beweisen sind.

Zieh Dein Ding durch, kaufe Dir Bücher und lerne danach. Wer gut im Selbststudium ist, kann sich die Fertigkeiten als Verwaltungsfachangestellte/r auch selbst beinbringen. Wenn Du Deinen Abschluss und eine Stelle hast, fragt keiner mehr danach, wie anspruchsvoll Deine Umschulung war.

Falls Du doch etwas gegen die Missstände unternehmen willlst, dann sollte das auf jeden Fall über Euren Kurssprecher, Stufensprecher, o.ä. laufen. Dieser ist auf Basis seines Amtes legitimiert und ihm wird daher aus Kritik nicht gleich ein Strick gedreht.

Dies ist meine persönliche Einschätzung nach 30 Jahren im öffentlichen Dienst in verschiedenen Ämtern und Funktionen.
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#3

(28.08.2022, 18:04)Gast schrieb:  Hallo Julia,

das tut mir sehr leid. Ich glaube, dass ich hier im Forum schon ähnliche Erfahrungsberichte aus anderen Bundesländern gelesen habe, ich finde sie aber spontan nicht wieder.

Meine persönliche Empfehlung ist, dass Du tatsächlich nach Deinem Motto "Augen zu und durch" vorgehst.

Nach meiner Erfahrung ist im öffentlichen Dienst Kritik nicht gerne gesehen. Du giltst dann als Nestbeschmutzer, als jemand, der sich nicht anpassen kann. Das habe ich mehrfach so erlebt.

Zumal manche Dinge, die Du beschreibst, eher subjektiv sind und schlecht zu beweisen sind.

Zieh Dein Ding durch, kaufe Dir Bücher und lerne danach. Wer gut im Selbststudium ist, kann sich die Fertigkeiten als Verwaltungsfachangestellte/r auch selbst beinbringen. Wenn Du Deinen Abschluss und eine Stelle hast, fragt keiner mehr danach, wie anspruchsvoll Deine Umschulung war.

Falls Du doch etwas gegen die Missstände unternehmen willlst, dann sollte das auf jeden Fall über Euren Kurssprecher, Stufensprecher, o.ä. laufen. Dieser ist auf Basis seines Amtes legitimiert und ihm wird daher aus Kritik nicht gleich ein Strick gedreht.

Dies ist meine persönliche Einschätzung nach 30 Jahren im öffentlichen Dienst in verschiedenen Ämtern und Funktionen.

Hallo und lieben Dank für Deine ehrliche Antwort.

Ich bin eben diejenige, die immer nach der Wahrheit sucht und es nach Möglichkeit alles richtig, ehrlich und mit reinem Gewissen ablaufen soll. Ich hatte mir vorgestellt, dass es in der öffentlichen Verwaltung eben auch so abläuft...

Aber ich neige auch so langsam dazu die Umschulung so gut es geht durchzuziehen, auch wenn es immer wieder schwieriger fällt die Missstände nicht zu beachten. Ich bekomme einfach einen Wutanfall, wenn ich sehe, dass es Kurse angeboten werden, ohne dass die Bildungsstätte sich darauf vorbereitet hat. Es stehen Existenzen auf dem Spiel, die anscheinend keinen interessieren. Naja, bischen Dampf abgelassenSmile

Ich versuche es, drückt mir die Daumen Smile

LG Julia
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#4

Hallo Julia, es gibt wie so oft im Leben kein Richtig oder Falsch / Schwarz oder Weiß.

Die grundlegende Einstellung ehrt dich, aber erwarte nicht zu viel von "dem" öffentlichen Dienst oder vorab einer Ausbildung. Egal welcher Bildungsträger.

Grundsätzlich betreiben wir hier kein "Hexenwerk". Wie so häufig auch in vielen anderen Bereichen/Jobs lernst du erst wenn du ausgelernt bis, dass was du dann effektiv machst.
Also häng es nicht zu sehr auf. Den die Stelle, welche dich im Anschluss erreicht ist meist schon komplett ausgestaltet und die meisten Rahmenbedingungen vorhanden in du dann - mehr oder weniger gut - eingearbeitet wirst.

Fokussiere dich eher auf einen halbwegs machbaren Abschluss - es muss keine 1 oder 2 sein, sollte aber auch keine 4 werden.

Steuere dich nicht schon zu Beginn mit der Denke in den Burnout oder hinterfrage zu viele Dinge. Du bekommst so einen rundum-allgemeinbildungs-bisschenrechtsundsowiesosums beigebracht. Das muss reichen für die Grundstimmung. Der Rest kommt dann aus der Verwendung und es wird die niemals zu wenig Wissen angelastet werden. Eher zu starke Ambitionen oder Nachfragen / kritische Einstellung sind ein Problem.

Hinsichtlich des Praktikums verstehe ich die Problematik. Schon die Bewerbung und das Konzept wird in vielen Häusern als "Fremdkörper" angesehen und rundweg im Vorfeld abgelehnt.
Eventuell könnte hier ein der Behörde nahestehender Eigenbetrieb aus der kommunalen Selbstverwaltung die Rettung darstellen. Die dürfen vielleicht im Rahmen der Ausbildung dieses Praktika durchführen und es wird anerkannt. Oft ist man dort froher über Interesse und eine helfende Hand.
Wichtig für deine Zukunft, egal wo du dort rein rutscht, zeige Interesse, Frage nach, bemühe dich notfalls störend um Aufgaben/Beteiligung an den anfallenden Arbeiten oder begleitende Arbeit. Auch egal wie stumpfsinnig manches aussieht oder wahrgenommen wird, wenn du auch die kleinen Dinge glänzend ablieferst - 7 Monate kann man das aushalten/durchhalten, hast du eventuell über den erarbeiteten Ruf beste Voraussetzungen dort unterzukommen.
Wenn der erste Schritt hier getan ist und du beim ersten Arbeitgeber den Stallgeruch abbekommen hast, wirst du sehen, im öffentlichen Dienst gehts aktuell sehr nach vorne und die Chancen für eine spätere neue Karriere mit interessanten Aufgaben steigen enorm. Ggf. sogar wenn man örtliche etwas flexibel ist, kann man spannende Jobs finden, in denen man auch gezielt und erfüllt seinen Ansprüchen gerecht und in einem sicheren, stabilen und klaren Umfeld arbeiten kann.
Auch der öffentliche Dienst wandelt sich da, es gibt große Personalsorgen. Unbedingt weitermachen. Den Bildungsträger wird man nicht ändern oder destabilisieren können. Das habe ich bereits schon bei den Einrichtungen erlebt, die in ähnlicher Form Pflegekräfte in Massen ausstoßen und deren Leistung bei den Ergebnissen ihrer Schüler völlig unwichtig sind. Hauptsache die Schüler erhalten ihre Scheine. Viele können kaum geradeaus Deutsch schreiben, sind aber bereits nach 3-5 Jahren Wohnbereichsleitung.
Im ÖD verhält es sich leider ähnlich. Also Augen zu und durch ist die mögliche Lösung bei der Einstellung zur Problematik. Und ich habe hier auch schon 30 Jahre auf dem Buckel. ^^
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#5

Hallo Julia,
das hört sich ja wirklich sehr verzwickt an!
Ich beginne dieses Jahr auch meine Umschulung zur Verwaltungsfachangestellten in Baden-Württemberg und bin mir bezüglich der Umschulungseinrichtung noch nicht ganz sicher.
Verrätst du mir, wo genau du in BaWü bist?
Viele Grüße
Sabrina
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#6

(26.01.2023, 00:00)Gast schrieb:  Hallo Julia,
das hört sich ja wirklich sehr verzwickt an!
Ich beginne dieses Jahr auch meine Umschulung zur Verwaltungsfachangestellten in Baden-Württemberg und bin mir bezüglich der Umschulungseinrichtung noch nicht ganz sicher.
Verrätst du mir, wo genau du in BaWü bist?
Viele Grüße
Sabrina

Hallo Sabrina. 

Die Bildungseinrichtung ist in KA, ich komme aus dem ländlichen Raum.

Gruß Julia
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#7

Hallo Julia, kannst du mir verraten bei welchem Bildungsträger du das machst? Ich überlege nämlich auch gerade ab August eine Umschulung zur VFA in KA zu machen 🤔 wie lange ist denn der Unterricht täglich und wie viel musst du dann noch zu Hause lernen?
Wenn ich so deine Schilderungen höre überlege ich's mir VL lieber nochmal 🙈
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#8

Hallo ihr lieben. Ich werde bald einen Eignungstest machen müssen. Ich bin schon ewig raus aus der Schule. Kann mir jemand Tipps geben, was ich lernen muss, für den Eignungstest zur Verwaltungsfachangestellten? Für die Umschulung ist der Test.
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#9

(20.05.2023, 22:59)Gast schrieb:  Hallo Julia, kannst du mir verraten bei welchem Bildungsträger du das machst? Ich überlege nämlich auch gerade ab August eine Umschulung zur VFA in KA  zu machen 🤔 wie lange ist denn der Unterricht täglich und wie viel musst du dann noch zu Hause lernen?
Wenn ich so deine Schilderungen höre überlege ich's mir VL lieber nochmal 🙈
Auch wenn es jetzt eher zu spät für Dich kommt: mein Bildungsträger ist die bfw Karlsruhe. Reinste Katastrophe. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Sehr auf Profit, null auf das Ziel ausgerichtet. Wenn man sich nichts selbst aneignen könnte und wenn nicht die Verwaltungsschule die letzten Monate vor der schriftlichen Prüfungen wäre, würde es ziemlich dünn aussehen... aber letzte Woche kamen die Ergebnisse von der RP. Schriftliche Prüfungen bestanden. Bisheriger Durchschnitt 3,1, da einfach panische Prüfungsangst, konnte dadurch leider bei weitem nicht alles auf Anhieb abrufen. Ich bin dennoch zufrieden. In 2 Wochen noch die fachpraktische Prüfung... bin dann hoffentlich fertig, mache 3 Kreuze drüber 🙈
Weiß jemand, wie genau die mündliche Prüfung bewertet wird und ob es 2 Abschlußnoten gibt (?) oder eine Gesamtnote. Wenn es zusammengerechnet wird - welchen Anteil an der Gesamtnote nimmt die mündliche?
Vielen Dank schon vorab
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