Tarifrunde 2012 - Werden die kommunalen Beschäftigten am Boom teilhaben ?
#16

Die Gründe welche von der AG-Seite genannt werden (Kein Geld = nicht finanzierbar) sind immer die Gleichen.
Verdi muss jetzt beweisen, dass man nach einem Boom-Jahr auch mal etwas akzeptables für die Beschäftigten rausholen kann.

Wenn das dieses Jahr nicht klappt, dann entlarvt sich Verdi als Papiertiger, sorry.
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#17

Bei uns war heute in der Zeitung ein Artikel dazu mit Beispielen der ach so gebeutelten Kommunen mit Millionenschulden.
Mein AG (Landkreis) hat einen ausgeglichenen Haushalt und dabei 3% Gehaltserhöhung eingeplant - da hätte man also auch andere Beispiele finden können ;-)
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#18

Es ist richtig, dass Bayern ein Land und deshalb von der jetzigen Tarifauseinandersetzung nicht betroffen ist - das wissen WIR, aber ich bezweifle, dass die BEVÖLKERUNG ebenfalls diese Unterscheidung macht. Wie wenig die Bürgerinnen und Bürger differenzieren, wird ja schon deutlich, wenn wir alle wieder als Beamte bezeichnet werden; Angestellte gibt es aus Sicht der Bürger/innen demnach nicht. Mit den staatlichen Ebenen und den Reichweiten der entsprechenden Tarifauseinandersetzungen wird es nach meiner Einschätzung ähnlich sein.

Herr Seehofer hat als Politiker gesprochen und sich damit an die Bevölkerung gewandt. Wenn die Stimmung in der Bevölkerung gegen eine Lohnerhöhung sein sollte, werden die Gewerkschaften und Streikenden Probleme bekommen, ihre (unsere) Positionen zu verteidigen. Da die Aussage des Herrn Seehofer zudem durch die Medien bundesweit verbreitet worden ist und die Meldungen über die Finanzlage der regionalen Kommunen in Deutschland schon seit Monaten in der Presse thematisiert werden, könnte das Verständnis für unsere Positionen also auch bundesweit kippen. Herr Seehofer würde also den bayrischen Kommunen einen Gefallen tun. In diesem Zusammenhang sollte nicht übersehen werden, dass die Länder die Haushalte der Kommunen genehmigen müssen - ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Land diese Genehmigung gerne versagen möchte, zudem vor anstehenden Landtagswahlen. Insofern macht es in meinen Augen durchaus Sinn, wenn sich Herr Seehofer in der getätigten Form äußert und damit gleichzeitig als Sparer darstellt.

Vor diesem Hintergrund habe ich die Fragge aufgeworfen, ob die Aussage des Herrn Seehofer lediglich als Wahlkampf, als Druck auf die Tarifparteien der Arbeitnehmer/innen oder als Doppelschlag gesehen werden könnte. Der Hinweis, dass die Länder nicht betroffen seien, ist zwar richtig, greift hier aber meines Erachtens zu kurz: Politiker denken oftmals anders als Verwaltungsleute!
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#19

Man hat sich geeinigt:

3,5 % ab März 2012
1,4 % ab Januar 2013
1,4 % ab August 2013

Alle neu eingestellten sollen 29 Tage Urlaub bekommen. Für die "Alten" gibt es Bestandschutz.
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#20

Wichtig sind auch noch folgende Ergänzungen:
  • Es gibt KEINEN Sockelbetrag.
  • Alle Auszubilden werden unabhängig von der Abschlussnote übernommen, zunächst für zwölf Monate. Die Auszubildenden haben bei bedarfsgerechter Ausbildung einen Anspruch auf eine unbefristete Anstellung, wenn sich der oder die Beschäftigte in den ersten sechs Monaten „bewährt“, wird die Befristung aufgehoben. Ohne eine Abmahnung gilt in der Regel jede/-r Beschäftigte als „bewährt“.
  • Die Ausbildungsvergütungen steigen zum 1. März 2012 um 50 Euro und zum 1. August 2013 um weitere 40 Euro.
  • Bei den Fahrtkosten für Auszubildende zu auswärtigen Berufsschulen übernehmen die Arbeitgeber künftig die Kosten oberhalb eines Eigenanteils.

Alles in allem finde ich, dass Verdi uns hier gut vertreten hat. Besonders die Aktion "Wir sind es wert" hat mir sehr gut gefallen hat.
Sehr schade ist aber, dass es keinen Sockelbetrag gibt. Gerade für die vielen kommunalen Angestellten in kleinen und mittleren Entgeltgruppen wäre das sehr wichtig gewesen !

Jetzt muss aber noch sichergestellt werden, dass die Ergebnisse zeit- und inhaltsgleich auf die Beamten übertragen werden, denn wir dürfen hier keine Spaltung zulassen.
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#21

http://www.verdi.de/presse/pressemitteil...19b9e321cd
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#22

Auch wenn es in der Presse als großer Wurf hingestellt wird:

Fassen wir mal zusammen:

200 EUR Sockelbetrag - kommt nicht 1:0 für die AG Seite
Tarifvertrag Laufzeit 12 Monate - kommt nicht 2:0 für die AG Seite
6,5% mehr Geld - kommt nicht, da das aber zu erwarten war, dass man sich wohl in der Mitte treffen wird, einen Punkt für beide, macht 3:1 für die AG Seite.

Fazit: Verdi ist mal wieder schön umgekippt.
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#23

In den letzten Tagen ist wiederholt zu Lesen gewesen, dass die Inflation steigen soll. Im Raum standen Preissteigerungen von 4% und 6%, die für möglich und sinnvoll gehalten worden sind. Seitens der Deutschen Bundesbank wurde zunächst dementiert, inzwischen aber eine leicht über dem europäischen Durchschnitt liegende Inflationsrate für Deutschland als vertretbar und akzeptabel bezeichnet. Wenn es so kommen sollte, dürfte sich der Tarifabschluss mit seiner 24monatigen Laufzeit relativieren.
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#24

Das wird ohnehin passieren.

Aber sind wir doch mal ehrlich, wir stehen immer noch weitaus besser da als viele andere Berufsgruppen.

Gruß
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#25

Besser in Bezug auf den Kündigungsschutz ja, aber finanziell wurde in den letzten Jahren immer deutlich unter den Tarifabschlüssen anderer Branchen abgeschlossen. Da die Berechnungsbasis zwischen den einzelnen Branchen für zukünftige Abschlüsse damit auch immer weiter auseinanderklafft, wirken sich gleiche Tarifabschlüsse zukünftig ebenfalls ungleich aus. Hinzu kommt, dass durch die Inflationsraten oberhalb der Tarifabschlüsse die reale Kaufkraft gesunken ist - ein Effekt, den eigentlich niemand haben will.

Natürlich gibt es Branchen, die in allen Belangen schlechter gestellt sind. Aber haben diese nicht immerhin politische Fürsprecher? Wer spricht für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst?
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#26

Es wird ja niemand aufgehalten in eine andere Branche zu wechseln, wenn dort alles besser ist.

Aber man kann nicht erwarten nur die Rosinen zu bekommen. Der öffentliche Dienst zahlt, im Vergleich zu vielen anderen Bereichen, gut. Dazu zählen auch nicht nur die Bereiche, die nicht mal den Mindestlohn oder knapp darüber zahlen.

Interessant aus meiner Sicht wäre es mal zu erfahren, wo denn im öffentlichen Dienst so schlecht bezahlt wird. Bei welchen Tätigkeiten genau? Zudem, wo denn soviel besser gezahlt wird (ebenso mit Tätigkeitsangabe)?

Ich schließe nicht aus, dass es was ähnliches gibt aber ich lasse es mir gern aufzeigen.

Die aktuelle Gehaltssteigerung ist vollkommen in Ordnung, einzig die Änderung der Urlaubstageregelung ist für eine bestimmte Jahrgangsgruppe unfair.

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#27

In einem anderen Blog in diesem Forum wurde dargelegt, dass der Verdienst im öffentlichen Dienst von NRW 9% unter dem der Privatwirtschaft liegt. Dieser Wert ergibt sich auch aus amtlichen Statistiken, so dass ein Blick in diese die Diskrepanz bestätigen. Da die Statistik Durchschnittswerte berechnet, wird es also immer Branchen darüber und darunter geben - bei einer Differenz von 9% ist die Abweichung aber beträchtlich und kann nicht erst in den letzten Jahren und auf Grund einzelner privatwirtschaftlicher Branchen entstanden sein. Ein Blick in die Statistiken zeigt dann auch die Branchen, deren Bezahlung über der des öffentlichen Dienstes liegen.

Natürlich bleibt es jedem selber überlassen, ob er mit der Differenz zwischen öffentlichem Dienst und Privatwirtschaft zufrieden ist. Wenn jemand zufrieden ist, ist das völlig in Ordnung, allerdings sollte es möglich sein, auch Bedenken äußern zu können, ohne dass ein 'Branchenwechsel' vorgeschlagen wird - Veränderung ist nämlich auch eine Option. Zumal vor dem Hintergrund 'realer Kaufkraftverlust' und 'Verbesserung der Binnenkonjunktur' - zwei Schlagworte, die in der Tarifauseinandersetzung immer in den Vordergrund gestellt werden.


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#28

Hast du eventuell auch einen direkten Link?

Es muss sich natürlich auch um vergleichbare Tätigkeiten handeln.

In Bereichen von Abteilungs- Amts- oder Dezernatsleitung oder bei weiteren wirklich wichtigen Positionen im öD ist mir natürlich bewusst, dass manchmal nicht genug gezahlt wird, aber auch da gibt es auch Unterschiede zur Privatwirtschaft.

Das es in vielen Bereichen auch Gehälter über dem im öD gibt halte ich sogar für gerechtfertigt.

Häufig verlieren die Menschen aber auch die Relation von geleisteter Arbeit und entsprechenden Lohn. Ich kann nicht erwarten für die einfachsten Tätigkeiten mit 2.800 Euro (Brutto) nach Hause zu gehen.

Gruß
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#29

Es ist sehr interessant, Euere Beiträge zu verfolgen. Allerdings schlag ich mich da eher auf "Spiller's" Seite. Man muß sich nur einmal anschauen, mit welchen Problemen unsere Kolleginnen/Kollegen zu kämpfen haben. Oftmals ist es doch gerade so, dass die Großkopferten den höchsten Grad der Inkompetenz erreicht haben. Tja, und das ist schädlich für alles. Wer noch an wahre Wertschätzung der Arbeit glaubt, glaubt auch an den Weihnachtsmann. Und jungen Kolleginnen/Kollegen erschwert man alles. Wo gibt's überhaupt eine Dienststelle, die sich an die Tarifautomatik hält? Das ist der größte Witz; ne tolle Sache, aber niemandem nützt es was. Lies doch hier nur einmal, wie viele platt gemobbt werden und mit welchen Problemen die Personalvertretungen zu kämpfen haben. Abgefahren ist das Ganze. Die Meinung, dass sich unsere Gewerkschaften nur all zu gerne über den Tisch ziehen lassen, teile ich gleichwohl in vollem Umfange. Da wird wieder dumm geregelt, von Leuten, die nur mal schnell glänzen wollen. Am Ende wird man dann noch ausgelacht und bekommt gesagt, such Dir doch einen anderen Job, wohlwissend, dass es den für die spezifischen Qualifikationen gar nicht gibt. Ich habe die Hoffnung aufgegeben, dass es nochmal besser wird. Dafür müßte es wesentlich mehr Zusammenhalt unter allen Tariflern geben. Solange so viele von uns AG-Interessen unterstützen, kann's nur noch giftiger werden in der Zukunft. Ne schöne Woche noch:-) Eddie
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#30

Nachdem meine gestrige Antwort aus unerfindlichen Gründen nicht geschrieben worden ist, versuche ich es jetzt erneut:

Zunächst ist die Frage nach einem direkten Link offen: Das Statistische Bundesamt hat verschiedene Arbeiten zu diesem Thema veröffentlicht, z.B. 'Verdienststrukturerhebung', 'Arbeitnehmerverdienste', 'Verdienste und Arbeitskosten' u.a. Diese dürften Dein Informationsbedürfnis stillen und können unter Destatis (zum Teil kostenlos) eingesehen werden. Weitere Quellen können sicher mittels einer Suchmaschine im Internet gefunden werden.

Dem Hinweis, dass man "für die einfachsten Tätigkeiten" nicht erwarten könne, mit 2.800 Euro brutto nach Hause gehen zu können, stimme ich voll und ganz zu. Aber sind die Tätigkeiten im öffentlichen Dienst einfachste Tätigkeiten? Ich meine Nein, und halte deshalb eine Diskussion über die Lohnabstände zur Privatwirtschaft für zulässig.

Damit will ich es an dieser Stelle zum Thema Lohnabstand aber auch bewenden lassen, denn dafür gibt es auf dieser Internetseite eine eigene Diskussion (siehe 'Vergleich Wirtschaft / öffentlicher Dienst bzgl. Verdienst und Arbeitszeit) und ich möchte nicht das Thema spalten.

Um auf die eigentliche Frage in diesem Thread zurückzukommen, nämlich ob die öffentlich Bediensteten an dem Boom teilhaben werden, muss ich zunächst sagen, dass ich das 'Sportergebnis' von dem Teilnehmer 'Gast' vom 03. April nicht ganz so negativ sehe: Seinen ersten beiden Einschätzungen kann ich zustimmen, aber bezüglich der Höhe des prozentualen Abschlusses sehe ich es nicht ganz so negativ und würde es als Punkt für die Gewerkschaften werten, so dass sie den Arbeitgebern nur 1:2 unterlegen wären. Vor dem Hintergrund der politischen Diskussion über die Erhöhung der Mehrwertsteuer relativiert sich für mich angesichts der vereinbarten Laufzeit dieses positive Ergebnis jedoch wieder. Womit sich die Frage stellt, ob die Arbeitgeberseite und eventuell auch die Gewerkschaftsseite von der Inflationsdiskussion gewusst hat, denn eines ist angesichts der Finanzlage in Bund und Kommunen (wie auch den Ländern) klar: Tarifsteigerungen müssen angesichts problematischer Kürzungsdiskussionen mit neuen Schulden beglichen werden. Wenn ich alles berücksichtige, muss ich die Ausgangsfrage dieses Threads verneinen. Damit können die Bediensteten des öffentlichen Dienstes nach meiner Einschätzung auch nichts zur Stärkung der Binnennachfrage beitragen.
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