Interne Bewerbungen im Rathaus erfolglos – obwohl ich fachlich qualifiziert bin
#1

Hallo zusammen,

ich (Ü 50) bin seit vielen Jahren bei einer Stadtverwaltung (mittlere Größe, ca. 80.000 Einwohner) im öffentlichen Dienst als Verwaltungsfachangestellte nach TVöD-VKA beschäftigt – derzeit in Entgeltgruppe 8. 

In den letzten drei Jahren habe ich mich fünf mal intern auf höherwertige Stellen (EG 9a) beworben – in verschiedenen anderen Fachbereichen. Ich wurde jedes Mal zum Auswahlgespräch eingeladen, habe mich gut vorbereitet und nach meinem Empfinden auch nicht schlecht präsentiert. Trotzdem wurde ich nie ausgewählt – es gab nur stets die Absagen „wir haben uns für einen anderen Kandidaten entschieden“.

Daher stelle ich mir folgende Fragen: Laufen diese Auswahlverfahren wirklich objektiv ab oder steht schon vorher fest, wer eine Stelle bekommen soll? Warum lädt man mich dann überhaupt zu den Auswahlgesprächen ein? Ist man mit Ü50 zu alt? Hat man als eher introvertierter, nicht gut vernetzter aber fleißiger Sachbearbeiter keine reelle Chance auf 'die guten' Stellen? 

Was würdet Ihr an meiner Stelle tun? Nochmals bewerben oder das Thema abhaken? Ein externer Wechsel kommt für mich nicht in Betracht, da mir das Risiko im Zusammenhang mit Kündigungen zu groß ist. 

Viele Grüße
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#2

"In den letzten drei Jahren habe ich mich fünf mal intern auf höherwertige Stellen (EG 9a) beworben – in verschiedenen anderen Fachbereichen. Ich wurde jedes Mal zum Auswahlgespräch eingeladen, habe mich gut vorbereitet und nach meinem Empfinden auch nicht schlecht präsentiert. Trotzdem wurde ich nie ausgewählt – es gab nur stets die Absagen „wir haben uns für einen anderen Kandidaten entschieden“."

Hast du dann mal mit den dortigen Vorgesetzten ein Feedbackgespräch geführt (vorzugsweise wenn Klagefristen vorbei sind, um die Chance zu etwas aussagekräftigeren Aussagen zu haben)? Hast du man mal weitere Auskünfte zur Auswahlentscheidung erfragt?

"Laufen diese Auswahlverfahren wirklich objektiv ab oder steht schon vorher fest, wer eine Stelle bekommen soll? "
Im öffentlichen Dienst finden sehr viele Vorstellungsgespräche statt. Die meisten werden objektiv ablaufen. Selbst wenn schon relativ klar ist, wer die Stelle bekommt (z.B. eine Person, die schon im Referat ähnliche Tätigkeiten hat) würde ein sehr guter Bewerber daran vorbei ziehen können. Meist ist die Person schlicht objektiv besser geeignet, weil sie die Tätigkeit und das Referat schon kennt.

"Warum lädt man mich dann überhaupt zu den Auswahlgesprächen ein?"
Teilweise gibt es Absprachen, interne Bewerber bevorzugt zu berücksichtigen. Was aber rechtlich problematisch ist. Soweit eine Schwerbehinderung vorliegt, kann der Grund darin begründet sein. Sonst halt, weil du zu den Besten X-Prozent gehörst. Wenn man z.B. 8 Personen zum Vorstellungsgespräch einlädt, um eine Person einzustellen, sind 7 dabei, welche die Stelle nicht bekommen.

"Ist man mit Ü50 zu alt? "
Eigentlich sollte das kein Grund sein. Kann bei einigen Vorgesetzten eine Rolle spielen.

"Hat man als eher introvertierter, nicht gut vernetzter aber fleißiger Sachbearbeiter keine reelle Chance auf 'die guten' Stellen? "
Kommt auf die Tätigkeit an. Vernetzen kann man sich auch wenn man introvertiert ist. Aber oft hat man eine bessere Chance, wenn man nicht zu introvertiert ist.

Sinnvoll ist es Feedback von eigenen Vorgesetzten und Kollegen zu suchen, um zu einer besseren Einschätzung zu kommen. Auch Gespräche mit dem Personalreferat, ggf. Personalrat und Vorgesetzten, wo man sich beworben hat, können helfen. Sinnvoll ist es meist auf jeden Fall schon vor der Bewerbung bzw. dem Bewerbungsgespräch mit dem potentiellen Vorgesetzten zu sprechen.
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#3

Danke für die Antwort!

Nein, ich habe mir kein Feedback eingeholt. Ich war bisher immer noch davon ausgegangen, dass es bei der nächsten Bewerbung schon klappen wird.

Ich glaube mittlerweile, dass man mit Ü50 keine Chance mehr auf eine Stelle in einer anderen Abteilung bekommt. Die Vorgesetzten wollen junge Kräfte.
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#4

Oftmals sind die Ausschreibungen so personifiziert, dass sie genau zu dem bereits vorab ausgesuchten Bewerber passen. Leider. Es wird nur das Gesicht gewahrt und man kann sagen: Die Stelle wurde doch ausgeschrieben.
Alles Mauschelei. Je höher die Stelle desto schlimmer. Zum k...
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#5

(30.06.2025, 20:25)Gast schrieb:  Oftmals sind die Ausschreibungen so personifiziert, dass sie genau zu dem bereits vorab ausgesuchten Bewerber passen. Leider. Es wird nur das Gesicht gewahrt und man kann sagen: Die Stelle wurde doch ausgeschrieben.
Alles Mauschelei. Je höher die Stelle desto schlimmer. Zum k...

Ja, bei uns (Gemeinde mit 16.000 Einwohnern) ist es ähnlich.

Es geht bei den gut dotierten und wichtigen Stellen nicht um Leistungen oder Qualifikationen. Entscheidend sind Netzwerke, Gefälligkeiten, Fürsprecher, ... 

Zum einen werden solche Stellen bei uns oftmals gar nicht intern ausgeschrieben, sondern einfach besetzt.

Oder falls doch, werden einzelne Mitarbeiter, die der Bürgermeister auf der Stelle haben will, vor einer Ausschreibung von ihm auf die Stelle angesprochen. Das heißt der Bürgermeister fragt den Mitarbeiter, ob er sich die Stelle vorstellen kann und bewerben wird. Welche Mitarbeiter das sind, hat oft nichts mit Leistung oder Qualifikation zu tun, da spielen wie gesagt viele andere Aspekte mit rein, man kann grob sagen es geht um Macht und Netzwerke. Wenn der Mitarbeiter dem Bürgermeister sein Okay gegeben hat, sich zu bewerben, wird die Stellenausschreibung dann auf diesen Bewerber zugeschnitten. Das heißt auch diese Stellen sind tatsächlich längst vergeben, noch bevor die Stellenausschreibung veröffentlicht wurde.

Letztlich bleibt nur für die Stellen, die den Bürgermeister nicht interessieren, ein echter, fairer Wettbewerb. Also Stellen, die für seine Politik und sein Netzwerk nicht relevant sind.

Ich weiß nicht, ob für die Bewerbungen der Fragestellerin ähnliches zutrifft, aber denkbar wäre es. Es ist naiv, sich zu bewerben und zu hoffen, dass man die Stelle bekommt, nur weil man geeignet ist. Zumindest bei uns ist es wie geschrieben so, dass das in der Regel nicht ausreicht.
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