Einstellungsverfahren
#1

Hallo zusammen,

ich habe - nun da ich heute die Bestätigung bekommen habe, dass ich das Auswahlverfahren für eine Stelle im öD erfolgreich absolviert habe und beabsichtigt ist, diese Stelle mit mir zu besetzen - einige Frage zum Einstellungsverfahren in den öD in meiner konkreten Situation.
Da ich leider momentan mit so vielen Unabwägbarkeiten konfrontiert bin, die mir als potentiellen Einsteiger in den öD Rätsel aufgeben, möchte ich euch "alte Hasen" um eure Meinung fragen. Ich hoffe ihr könnt mir ein bisschen Orientierung geben für meine Entscheidungen, die zeitnah anstehen.

Folgende Situation: Die Stellenbesetzung erfolgt nach Aussage des Personalamts unter dem Vorbehalt, dass der Haupt- und Finanzausschuss der Gemeinde zustimmt. Bis dieser tagt ist es noch ein Weilchen hin.
Desweiteren muss ich dem Personalamt die Tage ganz schnell Rückmeldung geben, ob ich eine Verbeamtung oder ein Angestelltenverhältnis anstrebe, das habe ich im Bewerbungsverfahren noch offen gelassen (lt. Stellenbeschreibung beides möglich).
Jetzt sitze ich natürlich auf Kohlen. Zum einen weil ich nicht weiß, wie die Wahrscheinlichkeit zu bewerten ist, dass der Haupt- und Finanzausschuss die Stellenbesetzung doch nicht genehmigt.
Zum anderen, weil ich nicht beurteilen kann, ob die Wahl des Dienstverhältnisses (Beamter oder Angestellter) sich auf die Entscheidung dieses Gremiums auswirken kann, nach dem Motto: "Einen schwer wegrationalisierbaren Kostenfaktor für die Zukunft (=Beamter) wollen wir uns nicht ans Bein binden".

Zu allem Glück, kam heute auch noch 'ne Angebot für eine Stelle (ebenfalls öD, niedrigere Eingruppierung) hinzu, ohne Einstellungsvorbehalt, die aber vom Aufgabenbereich nicht so interessant ist.

Wie ist eure Einschätzung dazu? Würde mich echt freuen und wäre euch sehr dankbar, wenn ihr kurz Feedback geben würdet.

Vielen Dank
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#2

Servus!

Natürlich kann Dir keiner garantieren, dass der Haupt- und Finanzausschuss
zustimmen wird. ABER: Wenn es keine außergewöhnlichen Umstände gibt, ist
das eine reine Formlaie.

Aber wenn ich Heute die Wahl hätte, würde ich kein Beamter mehr werden,
ich wäre lieber kommunaler Angestellter. In vielen Punkten ist mal als Beamter schlechter gestellt, als ein Angestellter. OK ein paar KLEINE Vorteile hat man, aber insgesamt lohnt es nicht mehr Beamter zu werden... Doch ist es deine Entscheidung ;-)

Grüße
Marcus
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#3

Na ja, ein Beamter hat netto mehr Geld, er ist unkündbar (okay, bei Angestellten mit Festvertrag kommt das relativ selten vor, aber ausgeschlossen ist das nicht, daß man gekündigt wird).

Das einzige wirklich negative, das mir einfällt, ist, daß die Beamten 1 - 2 Stunden in der Woche länger arbeiten müssen als Angestellte (je nach Dienstherr). Und ich denke, damit kann man leben.
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#4

Liebe Katharina,

es gibt schon bei den Angestellten mehr Vorteile, ich würde heute auch
kein Beamter mehr werden wollen. Für NRW gilt:

1. Ein Angestellter hat Anspruch auf Bezahlung nach Stellenbewertung,
Beamte haben keinen Rechtsanspruch auf Beförderung.
Ein echtes Problem, viele Beamtenkollegen erledigen jahrelang
höherwertige Tätigkeiten und werden nicht befördert.
2. Kürzere Arbeitszeiten. Hast Du schon angesprochen, sieht nach außen
vielleicht wie ein kleines Übel aus, ist aber schlicht Diebstahl. Wir
haben immerhin für die Arbeitszeitverkürzung sehr geringe Gehalts-
steigerungen in Kauf genommen, sodaß wir jede Woche 2 1/2 un-
bezahlte Überstunden leisten 'dürfen'.
3. Weihnachtgeld, für Beamte auf 30% gekürzt.
4. Urlaubsgeld, für Beamte gestrichen
5. Jubiläumszuwendung, für Beamte gestrichen
6. LOB, wenn es keine Vereinbarung mit dem Dienstherrn gibt, wird das
Geld für die Angestellten per Gießkanne verteilt, Beamte bekommen
nichts, obwohl wir in den Topf durch Streckung der
Erfahrungsstufen einzahlen.
7. Kostendämpfungspauschale bei der Beihilfe. Das würde hier jetzt zu
weit führen es zu erklären: nur soviel, es kostet die Beamten zw.
750 € und 150 € im Jahr.
8. Lebensarbeitszeit, für Beamte ab Baujahr 1964 bis zum 67
Lebensjahr. Die Möglichkeit wie die Angestellten mit 40 Dienstjahren
abschlagsfrei mit 65 in Rente zu gehen ist im Gesetz nicht
vorgesehen.
9. Unkündbarkeit, gilt faktisch für die Angestellten auch (umso
ärgerlicher dass ihr trotzdem Beiträge zur Arbeitslosenversicherung
zahlen müsst Icon_sad.) Interessant ist aber, dass ein Beamter zu
entlassen ist, wenn er auch außerhalb des Dienstes zu einer
Freiheitsstrafe über 6 Monate (auch zur Bewährung) verurteilt wird.
10. Nebentätigkeiten. Ein Beamter muss angeben, was er wie lange
für wieviel Geld gemacht hat. Diese Nachweispflicht gibt es für
Angestellte nicht.

Und das ist nur, was mir adhoc einfällt.

Es gibt aber auch zwei ganz wichtige Argumente für eine Verbeamtung:

1. Führungspositionen werden nach meiner Erfahrung eher mit Beamten
des gehobenen Dienstes als mit Angestellten mit II. Lehrgang
besetzt.
2. Beamte haben (theoretisch) unbegrenzte Lohnfortzahlung im
Krankheitsfall. Jedenfalls bis der Dienstherr sie zum Amtsarzt
schickt. Das dauert nach meiner Erfahrung gerne mal 2-3 Jahre.

Zur Eingangsfrage:
Die Zustimmung des Ausschusses ist tatsächlich nur Formsache. In Personaldingen folgen die fast ausschließlich der Vorlage der Verwaltung.

Und die Entscheidung, ob man nun eine Beamtenlaufbahn einschlägt oder nicht, kann Dir niemand abnehmen. Ein Rat ist schwer bis unmöglich. In der Zukunft können noch viele Situationen entstehen, in denen Du mit
deiner damaligen Entscheidung richtig oder falsch gelegen hast. Und die
Halbwertzeit für Gesetze wird auch immer kürzer.

Gruß
smokie
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#5

Hallo,

es kommt meiner Ansicht nach auch darauf an, um welche Laufbahn es sich handelt. Sollte es sich um eine Stelle im gehobenen / höheren Dienst handeln, würde ich mich mit großer Wahrscheinlichkeit für die Verbeamtung entscheiden. Handelt es sich um den mittleren Dienst, wäre ich etwas vorsichtiger. Bei Bundes- u. Landesbehörden wurden in der Vergangenheit auffallend viele Stellen dieser Laufbahn gestrichen, langgediente Beamtinnen und Beamte mit teilweise äußerst fragwürdigen Methoden in die Frühpension abgeschoben. In meiner ehem. Diensstelle (Landesbehörde) bekamen z.Bsp. Verwaltungsangestellte trotz vergleichsweise geringerer Qualifikation und auffallend kurzer Amtzugehörigkeit die attraktivsten Posten, während mD-Beamten mehr und mehr die Arbeit entzogen wurde, nicht mehr befördert und kaum noch beachtet wurden. Der Grund liegt häufig darin, dass die besagten Stellen mehr und mehr den IT-Lösungen zum Opfer gefallen sind und geringwertigere Tätigkeiten (z. Bsp. einfache Eingabetätigkeiten am PC) auch von spürbar schlechter eingruppierten Angestellten erledigt werden können. Ich warne daher davor, Beamtenstellen grundsätzlich als sehr sichere Arbeitsplätze zu betrachten - dies war füher ! Soweit ich informiert bin, ist dieses Phänomen bei den Kommunen glücklicherweise gegenwärtig noch nicht so stark ausgeprägt, aber man weiß leider nicht, wie es in 10, 20 oder 30 Jahren aussehen wird.

Jedenfalls wünsche ich Dir viel Glück !

Roland
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#6

[/size][/font][font=Arial][size=medium] Vielen Dank für eure Einschätzungen bisher.
Nun, die Stelle ist zumindest in anderen Gremien kontrovers diskutiert worden, da mit der Stelle ein aus der freien Wirtschaft adaptiertes Konzept in einzelnen Fachbereichen entwickelt und implementiert werden soll und zukünftig auch muss, da bestehen ja fast immer große Bedenken.
Im Gemeinderat bestand hingegen - soweit ich das in Erfahrung bringen konnte - die weit mehrheitliche Auffassung, dass die Stelle geschaffen wird.
Im Stellenplan wird sie, denke ich, auch eingestellt worden sein.
Muss man wohl ein bisschen zocken...
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#7

Hier im Forum sieht nun bezüglich der Vorteile/Nachteile Beamter/Angestellter viele respektable Meinungen zusammen gekommen und ich möchte meine ebenfalls kundtun.
Ich denke, der Beamtenstatus ist einem Angestellen-Arbeitsverhältnis in jedem Fall vorzuziehen. Dies hat vor allen Dingen finanzielle Gründe.
Ein Beamter hat ein deutlich höheres Netto als ein vergleichbarer Angestellter. Natürlich muss er davon noch seine private Krankenversorgung bezahlen. Dennoch bleibt deutlich mehr in der Tasche.
Der Stern hat das ganze mal durchgerechnet. Der lesenswerte Artikel findet sich hier:
http://www.stern.de/wirtschaft/job/die-g...44864.html

Ein weiteres starkes Argument sind die Pensionsansprüche. Ein Beamter kommt in der Regel viel besser weg als ein Angestellter. Allerdings gibt es hier Tendenzen nach unten.

Trotzdem ist eine Stelle als Angestellter im ÖD sehr lukrativ. Der ÖD sorgt für seine Leute, egal ob Beamter oder Angestellter.

Stephan Reimann
www.fuehren-im-oeffentlichen-dienst.de
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#8

Servus!

Eine Betrachtung rein finanzieller Gründe ist zwar eine mögliche
Betrachtungsweise, aber zum einen gibt es selbst hier kontra
Punkte und zum anderen macht es aus meiner Sicht wenig Sinn
dies isoliert zu sehen.
Icon_wink

Grüße
Marcus
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