Bewerbung als Quereinsteiger in den öffentlichen Dienst
#1

Ich habe mich für den gehobenen nichttechnischen Verwaltungsdienst qualifiziert durch einen Bachelor an der Uni und eine 1-jährige Zusatzqualifikation an der Verwaltungshochschule. Ich arbeite als Sachbearbeiterin in einem Auktionshaus und war noch nie im öffentlichen Dienst angestellt. Mein Wunsch ist es in den öffentlichen Dienst zu wechseln. Aus diesem Grund bewerbe ich mich seit Jahren, leider ohne Erfolg. Bevor ich aufgebe, würde ich gerne wissen, was der Grund ist. 
Meine Vermutung ist, dass Quereinsteiger nicht erwünscht sind und Vitamin B weiterhilft.
Ich bin qualifiziert und werde diskriminiert. Ich kenne viele, die ähnliches berichten. Ich bin auch schon deswegen vor Gericht gegangen und habe Akteneinsicht über das Bewerbungsverfahren erhalten. Es stellte sich heraus, dass der erfolgreiche Bewerber die Anforderungen in der Ausschreibung nicht erfüllt hat, dennoch wurde er als geeignet ausgewählt und eingestellt. Er war davor schon für die Stadt tätig.
Was meint Ihr dazu? Was könnt Ihr mir raten?
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#2

Es liegt wirklich die Laufbahnbefähigung vor? Das ist unter dem beschriebenen Ablauf erstmal nicht klar.
Was für ein Bachelor liegt vor? Was war es genau für eine Zusatzqualifikation?

Wie viele Bewerbungen waren es denn bisher? Wie oft zu Vorstellungsgesprächen eingeladen, wie oft gereiht, also zumindest in den engeren Kreis der potentiellen Einstellungen aufgenommen?
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#3

Zu den Fragen meines Vorredners würde ich noch 2 Fragen hinzufügen: Bist du räumlich flexibel? Wärst du auch bereit, als Tarifbeschäftigte zu arbeiten?

Zu deinen Aussagen bezüglich Vitamin B: Ich kann das bestätigen, allerdings betreffen meine Erfahrungen die Karrierechancen nach der Ausbildung in einer mittelgroßen Gemeinde. Das geht bereits damit los, auf welche Stelle man nach der Ausbildung kommt, was völlig intransparent geschieht. Oder anders ausgedrückt: Die besseren Stellen werden nach Vitamin B verteilt.
Und es setzt sich mit späteren Karrierechancen fort. In unserer Gemeinde kommt man ohne Beziehungen nicht über die gehobene Sachbearbeiter-Ebene hinaus. Führungsstellen werden intern nicht ausgeschrieben, sondern einfach nach Gutdünken besetzt.
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#4

Frage 1: Entspricht die Zusatzqualifikation dem AL2?

Frage 2: Wie lange ist das her? Vielleicht zu lange?

Frage 3: Wärst du aufgrund deiner aktuellen Kenntnisse ohne Berufserfahrung in der öffentlichen Verwaltung in der Lage gewesen, die ausgeschriebenen Tätigkeiten tatsächlich ohne Weiteres auszuüben?

Frage 4: Hast du dir einmal gut überlegt, wie du im Vorstellungsgespräch auftrittst und wie dieses Auftreten ggf. auf Entscheider wirken könnte? Nach deinem Schreibstil erweckst du vielleicht den Eindruck, etwas zu sehr von dir selbst überzeugt zu sein...
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#5

Ich denke, als Quereinsteiger ist man immer die 2. Wahl, da man einfach nicht den Verwaltungshintergrund, also Ausbildung in der Verwaltung, hat und der Arbeitgeber eventuell Zeit und Geld in eine Weiterbildung investieren muss, bevor du eigenständig arbeiten kannst.

Was für eine Zusatzqualifikation hast du denn? Bei Fortbildungen von irgendwelchen dritten Bildungsträgern wäre ich eher vorsichtig bzw. würde mich nicht zu sehr darauf verlassen, dass du dadurch die optimale Qualifikation bekommst.

Wenn du die Kapazitäten und Ressourcen hast, würde ich dir eine verkürzte Ausbildung als Verwaltungsfachwirt empfehlen. Das ist eine Ausbildungsmöglichkeit speziell für Hochschulabsolventen (entspricht dem AL 2) und die kannst du in weniger als 2 Jahren durchlaufen. Gerade größere Gemeinden in NRW bieten diese Fortbildung an. Danach hast du eine offizielle Verwaltungsausbildung und kannst direkt bei deinem Ausbildungsbetrieb einsteigen. Während der Ausbildung bekommst du bereits eine Vergütung.

https://www.essen.de/essenaktuell/job_un...en.de.html

https://www.stadtliche-ausbildung-bochum...chwirt_in/
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#6

Vielen Dank für die vielen Antworten! Damit habe ich nicht gerechnet.
Ich versuche sie kurz zu beantworten.
Bachelor Abschluss Kunstgeschichte/ Romanistik 2007. Zusatzqualifikation an der Verwaltungshochschule Ludwigsburg für den gehobenen nichttechnischen Verwaltungsdienst 2021. Kurs zur Referentin für Unternehmenskommunikation (Presse-Öffentlichkeitsarbeit) 4 Monate bei einem privaten Bildungsträger 2018.
In der Tat, mit diesen Studienfächern werde ich nicht oft eingeladen. Ich hatte aber eine Vorstellung in der Denkmalschutzbehörde in meiner Heimatstadt, als Sachbearbeiterin für Denkmalpflege, wo ich danach auch Akteneinsicht verlangt habe. Vor 1 Woche war ich als Pressesprecherin eingeladen 20km entfernt von meiner Heimat. Und im Jobcenter war ich auch eingeladen, aber das wollte ich eigentlich überhaupt nicht machen. Ich bewerbe mich tatsächlich auf alle Stufen und Bereiche, aber ich denke das hat keinen Sinn. Ich bin auch Rettungsschwimmerin und hatte den Arbeitsvertrag schon zugeschickt bekommen. In der Anzeige wurde geworben mit einer TVÖD-Bezahlung, aber im Vertrag stand aber ausdrücklich drin kein TVÖD-Vertrag und zusätzlich befristet. Ein Stundenlohn von 14€, der auch noch bei geringfügiger Beschäftigung auf 520€ versteuert hätte werden müssen. Dafür mein Wochenende opfern, nein Danke.
Ja ich bin theoretisch flexibel, aber nur wenn die Stelle für meine Ausbildungsstufe und A-Inhalt Sinn macht.
Ich kann nur tariflich angestellt werden weil ich schon Mitte 40 bin.
Ob ich in der Lage bin die Tätigkeit auszuführen? Ich denke ich kann mich einarbeiten. Klar, jemand der die Tätigkeit schon vorher gemacht hat ist besser geeignet.
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#7

Pressestellen bzw. Jobs im Bereich Öffentlichkeitsarbeit sind sehr begehrt, entsprechend viele Bewerber/innen gibt es hier.

Fachlich würdest du bei der Denkmalschutzbehörde gut reinpassen, allerdings kann es hier natürlich sein, dass dir irgendein anderer Bewerber die Stelle "wegschnappt", das Risiko gibt es leider fast immer. Wenn du geographisch etwas flexibel bist, könntest du aber in einer anderen Stadt oder in einem anderen Bundesland eine Stelle finden, wenn das für dich eine Option ist.

Vielleicht würde der gehobene Archivdienst auch gut zu dir passen https://www.bundesarchiv.de/DE/Navigatio...erter.html

Auf Bundesebene könntest du sogar noch verbeamtet werden.
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#8

"Zusatzqualifikation an der Verwaltungshochschule Ludwigsburg für den gehobenen nichttechnischen Verwaltungsdienst 2021."
Diese stellte alleine keine Laufbahnbefähigung da. Als solches dürfte man in vielen Fällen nicht die Anforderung der Ausschreibung erfüllen.

Bisher sehe ich eher ein Problem in der formalen Qualifikation und keine Diskriminierung.
Man muss schauen, wo es wirklich Ausschreibungen sind, wo man die zwingenden Voraussetzungen erfüllt.

Eine Chance wird man vermutlich am ehesten bei befristeten Stellen haben. Wenn man da Erfahrungrn sammelt und einen guten Eindruck hinterlässt mag man dann irgendwann auch bessere Chancen für Dauerstellen haben.
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#9

Ich habe einen Bachelor of Arts in Kunstgeschichte/ Romanistik an der Universität und eine 1-jährige Zusatzqualifikation, die mich nach Paragraph soundso Landesgesetz befähigt für den gehobenen nichttechnischen usw.
Den genauen Paragraphen kann ich euch mitteilen bei Interesse.

Wenn die Kommune/ Stadt/ Partei will stellen sie einen auch ohne Abi und Studium ein …
Durch die Akteneinsicht erfuhr ich, dass der erfolgreiche Bewerber überhaupt nicht studiert hatte, obwohl das eine Hauptbedingung in der Stellenausschreibung war.
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#10

Die formale Erfüllung der rechtlichen Einstellungsvoraussetzungen (von der ich nicht restlos überzeugt bin) ist die eine Sache, aber insbesondere müssen Bewerberin und Stelle auch zueinander passen. Und mit Romanistik / Kunstgeschichte sehe ich dich in der Kommunalverwaltung überwiegend am falschen Platz, ausgenommen solche speziellen Aufgabenbereiche wie z. B. städtische Museen, Stadtarchiv, Kulturreferat, Betreuung Städtepartnerschaften etc.
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#11

"Ich habe einen Bachelor of Arts in Kunstgeschichte/ Romanistik an der Universität und eine 1-jährige Zusatzqualifikation, die mich nach Paragraph soundso Landesgesetz befähigt für den gehobenen nichttechnischen usw.
Den genauen Paragraphen kann ich euch mitteilen bei Interesse."

Befähigt oder wurde eine Laufbahnbefähigung festgestellt? Und gilt diese für das Bundesland wo du dich bewirbst? Soweit ersichtlich führt diese Qualifikation nicht direkt zur Laufbahnbefähigung.
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#12

Genau gesagt habe ich das einjährige Kontaktstudium der Verwaltungshochschule Ludwigsburg studiert und 30 ECTS erworben. Es war eine „Laufbahnqualifizierende Zusatzausbildung nach Paragraph 3 Absatz 2 und Absatz 3 der Laufbahnverordnung BaWü.
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#13

Heute hatte ich wieder ein Vorstellungsgespräch. Diesmal als Baurechtssachbearbeiter im Außenbereich des Bauordnungsamtes.
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#14

§ 3 Abs. 2 Laufbahnverordnung fordert als Grundvoraussetzung zunächst einen Abschluss in einem "verwaltungsnahen Studiengang". Unter "verwaltungsnah" würde nach meinem Verständnis z. B. BWL fallen, aber doch nicht Kunstgeschichte und Romanistik?

Dennoch wünsche ich viel Glück und Erfolg beim aktuellen Versuch; vielleicht bist du beim aktuellen Bewerbermangel ja ohne Konkurrenz. Gegen evtl. Bewerber mit Erfahrungen in verwaltungsrechtlichen Tätigkeiten (oder gar im Baurecht) dürfte es aber schwer werden. Das ist aber ganz natürlich und sollte dich nicht entmutigen.
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#15

Dann sollte ich überhaupt nicht eingeladen werden und mir schriftlich die Wahrheit mitgeteilt werden. Ist sich der öffentliche Arbeitgeber bewusst, welchen menschlichen Schaden er anrichtet mit seinem Verhalten, Pseudo-Auswahlverfahren und Theatervorstellungen ? Ehrlicherweise hätte mir Deine Auskunft die Hochschule Ludwigsburg vor dem Beginn der Zusatzausbildung mitteilen müssen für die ich viel Geld bezahlt habe im Gegensatz zu den Teilnehmern, die vom Arbeitergeber, also den Gemeinden mit Steuergeld die Aufstiegsquali bezahlt wurde. Wenn vor dem Vorstellungsgespräch schon klar ist, wer die Stelle bekommt, handelt es sich um Betrug.
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