Mehrere Zusagen - Kleine oder große Stadt?
#1

Hey alle zusammen Smile

Vor mir habe ich 3 Zusagen verschiedener Städte für das Studium Bachelor of Law liegen (45k Einwohner vs. 75k Einwohner vs. 650K Einwohner).

Die kleinen Städte:
Bei den kleineren Städten kennt mich die gesamte Ausbildungsleitung und man hält jetzt schon viel von mir, da ich bereits ein abgeschlossenes Studium mitbringe und meine Leistung im Einstellungstest/Vorstellungstest sehr gut war. Ich würde mit 5 Personen das Studium anfangen, alle anderen haben ihr Studium davor abgebrochen gehabt oder haben noch keine Qualifikationen. Allerdings gibt es nicht so viele Stellen bei den kleineren Städten und ich denke mir im Umkehrschluss, dass man dadurch weniger Aufstiegs-/Weiterbildungs-/Wechselmöglichkeiten in der Zukunft wahrnehmen kann. Bei der kleinsten Stadt gibt es bestimmte Bereiche wie das Jobcenter nicht, da die Stadt kreisangehörig ist und das Jobcenter im Zentrum des Kreises ist. Wahrscheinlich werde ich im Studium in den praktischen Abschnitten keine Auswahlmöglichkeiten / Wunschmöglichkeiten bekommen. Auch nach dem Studium nicht. Außerdem würde ich vielleicht mal in eine noch größere Stadt wechseln wollen, vielleicht würde die Entscheidung für die kleine Stadt ein Minuspunkt darstellen da die Verwaltung einer kleinen Stadt ja anders aufgebaut ist.

Die große Stadt:
Bei der größeren Stadt kennt mich die Ausbildungsleitung nicht. Ich bin einer der 50 weiteren die das Studium antreten werden, und die Hälfte dieser Personen haben wahrscheinlich ebenfalls zusätzliche Qualifikationen vorzuweisen. Dafür gibt es fast 10X mehr Stellen in dieser Stadt, sprich: größere Aufstiegs-/Weiterbildungs-/Wechselmöglichkeiten und in den praktischen Abschnitten des Studiums Wunschmöglichkeiten, da die Verwaltung mehrere Bereiche umfasst. Nach dem Studium bekomme ich sicherlich auch eine freie Auswahl in welchem Bereich ich eingesetzt werden möchte. Die Stadt hat 4-5 Jobcenter, und allein dass zeigt ja, dass die Stadt einem mehrere Möglichkeiten bieten kann. Falls ich später mal in eine größere Stadt wechseln möchte, könnte die jetzige große Stadt ja ein Pluspunkt darstellen. 

Für welche Stadt würdet ihr euch unter Berücksichtigung dieser Aspekte entscheiden? Ich tendiere eher zur größeren Stadt.

Lieben Gruß an alle
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#2

Aus eigener (leidvoller) Erfahrung: Lieber bei der großen Stadt! Weniger "Nasenfaktor" und mehr Stellen/Aufstiegschancen
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#3

(06.04.2021, 23:12)Gast schrieb:  Aus eigener (leidvoller) Erfahrung: Lieber bei der großen Stadt! Weniger "Nasenfaktor" und mehr Stellen/Aufstiegschancen

Danke für deine Antwort Smile! Kannst du mir ein wenig darüber berichten, was für Erfahrungen du bei der kleinen Stadt gesammelt hast?
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#4

Ich persönlich würde mich für die kleinere Behörde entscheiden, eben wegen dem persönlichen Faktor. Man kennt dich dort und man wird sich um dich als dualen Studenten vermutlich eher kümmern. In großen Städten ist man eben einer von vielen, mehr eine Nummer und man kann sich glücklich schätzen, wenn die Leute wissen wie man heißt. Solange man problemlos dadurch geht ist das vermutlich kein Problem, aber bei Problemen findet man in einer kleineren Behörde eher einen Ansprechpartner und Unterstützung. Bei Behörden in denen 50-100 duale Studenten für einen Studiengang eingestellt werden, ist fraglich, ob nicht schon mit einer gewissen Abbrecher-/Durchfallquote gerechnet wird.

Hat dir die größere Behörde gesagt, dass du bei den Einsätzen Mitreden darfst? Ich kenn das nämlich genau andersherum. Bei der kleineren Behörde wird auf die individuellen Wünsche und Vorlieben eingegangen und bei größeren Behörden wird das ziemlich strikt vorgegeben. Die Wünsche von so vielen Studenten zu berücksichtigen ist schlichtweg ein Ding der Unmöglichkeit und man muss eher gucken wo man die alle im Praxiseinsatz unterbringt.

Aber natürlich grundsätzlich gibt es in der größeren Behörde mehr Möglichkeiten eingesetzt zu werden. Fraglich finde ich auch, ob es eine größere Behörde später interessieren würde, dass du bei einer kleineren Behörde gelernt hast? Vielleicht hat da jemand Erfahrungen? Ich würde davon nämlich nicht ausgehen.

Abschließend bin ich der Meinung, du solltest auf dein Bauchgefühl hören und darauf wo du dich wohler fühlst. Ich finde deine Beschreibung der kleineren Behörden zeigt sehr deutlich, dass dein Gefühl demgegenüber sehr positiv ist. Ich würde die Auswahl nicht von möglichen späteren Vor- oder eventuellen Nachteilen treffen. In erster Linie solltest du gerne zur Arbeit gehen und dich in gewisser Maßen mit der Behörde identifizieren können und dort glücklich sein. :-)
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#5

Ich würde im Zweifel immer die kleinstmögliche Stadt wählen, da man dort (im Idealfall) individueller auf dich eingehen wird und sich eher vor Ende deines Studiums ein Verantwortlicher gemeinsam mit dir Gedanken über deine Zukunft machen wird. In der größten der in der Auswahl befindlichen Städte wird dich auch zum Ende deiner Ausbildungszeit vermutlich nicht mal der Personalleiter mit Namen kennen; dort bist du einfach nur ein "Fall".

Ich habe meine Ausbildung (wenn auch vor 25 Jahren) bei einer großen Stadt absolviert. Nach Ende des Studiums musste ich mich neu pauschal auf eine Beschäftigung bewerben; dann wurde ich jeweils in den folgenden Wochen/Monaten über freie Stellen informiert, musste mich dann wiederum auf diese bewerben und zu Vorstellungsgesprächen dort gehen wie ein Fremder.

Heute gibt es freilich mehr Stellen als Bewerber, so dass du nach einem (guten) Abschluss so oder so nicht arbeitslos sein wirst.
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#6

(07.04.2021, 14:30)Gast schrieb:  Ich persönlich würde mich für die kleinere Behörde entscheiden, eben wegen dem persönlichen Faktor. Man kennt dich dort und man wird sich um dich als dualen Studenten vermutlich eher kümmern. In großen Städten ist man eben einer von vielen, mehr eine Nummer und man kann sich glücklich schätzen, wenn die Leute wissen wie man heißt. Solange man problemlos dadurch geht ist das vermutlich kein Problem, aber bei Problemen findet man in einer kleineren Behörde eher einen Ansprechpartner und Unterstützung. Bei Behörden in denen 50-100 duale Studenten für einen Studiengang eingestellt werden, ist fraglich, ob nicht schon mit einer gewissen Abbrecher-/Durchfallquote gerechnet wird.

Hat dir die größere Behörde gesagt, dass du bei den Einsätzen Mitreden darfst? Ich kenn das nämlich genau andersherum. Bei der kleineren Behörde wird auf die individuellen Wünsche und Vorlieben eingegangen und bei größeren Behörden wird das ziemlich strikt vorgegeben. Die Wünsche von so vielen Studenten zu berücksichtigen ist schlichtweg ein Ding der Unmöglichkeit und man muss eher gucken wo man die alle im Praxiseinsatz unterbringt.

Aber natürlich grundsätzlich gibt es in der größeren Behörde mehr Möglichkeiten eingesetzt zu werden. Fraglich finde ich auch, ob es eine größere Behörde später interessieren würde, dass du bei einer kleineren Behörde gelernt hast? Vielleicht hat da jemand Erfahrungen? Ich würde davon nämlich nicht ausgehen. 

Abschließend bin ich der Meinung, du solltest auf dein Bauchgefühl hören und darauf wo du dich wohler fühlst.  Ich finde deine Beschreibung der kleineren Behörden zeigt sehr deutlich, dass dein Gefühl demgegenüber sehr positiv ist. Ich würde die Auswahl nicht von möglichen späteren Vor- oder eventuellen Nachteilen treffen. In erster Linie solltest du gerne zur Arbeit gehen und dich in gewisser Maßen mit der Behörde identifizieren können und dort glücklich sein. :-)

Danke für deine Antwort Smile! Mir wurde tatsächlich mitgeteilt, dass ich Wünsche und freie Auswahlmöglichkeiten bzgl. der praktischen Abschnitte wahrnehmen werden kann
Ich bin ehrlich gesagt zwiegespalten. Die größere Stadt ist meine Heimatstadt mit der ich mich identifiziere. Ich tendiere eher mich für diese Stadt zu entscheiden. Gleichzeitig weiß ich aber, dass mich weder Ausbildungsleitung noch sonst wer auch nur oberflächlich kennen gelernt hat
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#7

(07.04.2021, 15:24)Gast schrieb:  Ich würde im Zweifel immer die kleinstmögliche Stadt wählen, da man dort (im Idealfall) individueller auf dich eingehen wird und sich eher vor Ende deines Studiums ein Verantwortlicher gemeinsam mit dir Gedanken über deine Zukunft machen wird. In der größten der in der Auswahl befindlichen Städte wird dich auch zum Ende deiner Ausbildungszeit vermutlich nicht mal der Personalleiter mit Namen kennen; dort bist du einfach nur ein "Fall".

Ich habe meine Ausbildung (wenn auch vor 25 Jahren) bei einer großen Stadt absolviert. Nach Ende des Studiums musste ich mich neu pauschal auf eine Beschäftigung bewerben; dann wurde ich jeweils in den folgenden Wochen/Monaten über freie Stellen informiert, musste mich dann wiederum auf diese bewerben und zu Vorstellungsgesprächen dort gehen wie ein Fremder.

Heute gibt es freilich mehr Stellen als Bewerber, so dass du nach einem (guten) Abschluss so oder so nicht arbeitslos sein wirst.

vielen Dank für deine Antwort. Arbeitest du heute in einer kleineren Stadt? Falls ja, was hat sich für dich dadurch verändert?
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#8

Ich wurde ein halbes Jahr nach meinem Abschluss über eine befristete Stelle in einer Abteilung informiert, in der ich während der Ausbildung 3 Monate war und in der man mich noch in guter Erinerung hatte; dort wurde ich dann auch eingestellt. Nach einem halben Jahr musste ich dann (wegen Wegfalls meiner Tätigkeit) in ein anders Amt wechseln, wo ich ohne Fachkenntis und Einarbeitung (bei völligem Desinteresse der Vorgesetzten) praktisch kommentarlos an einen Schreibtisch gesetzt wurde. Da auch diese Stelle nur eine Vertretung war, stellte sich natürlich die Frage nach meiner Zukunft (und auch der Zukunft der übrigen befristeten Angestellten, viele aus meinem Jahrgang).

Das Personalamt führte dann (wohl als Alibi, man hatte sich wohl bereits aufgrund "sachfremder" Kriterien im stillen Kämmerlein entschieden) ein Auswahlverfahren unter allen Zeitangestellten durch, um zu ermitteln, wer sich überhaupt erst auf feste Stellen bewerben darf. Dieses bestand in einer Beurteilung des Vorgesetzten (in meinem Fall war das eine hervorragende Bewertung des Vorgesetzten meiner ersten Stelle) und aus einem zwanzigminütigen Gespräch zwischen Personalamt und jeweils 4 Bewerbern (jeder Bewerber kam etwa 2 - 3 Minuten zu Wort). Einige Zeit später erhielt ich (im gleichen Dienstgebäude wie das Personalamt untergebracht) einen Telefonanruf einer Personalsachbearbeiterin, dass man mich nach Ablauf meines Vertrages nicht weiter beschäftigen werde.

Ich schildere dir dies so ausführlich, damit du dir eine Vorstellung vom "zwischenmenschlichen Umgang" in einer großstädtischen Verwaltung machen kannst.

Ich habe dann das Vertragsende nicht abgewartet, sondern mir umgehend eine neue Stelle anderenorts gesucht. Es wurde dann eine Elternzeitvertretung in einer 10.000-Einwohner-Stadt ca. 100 km entfernt, in der ich überrascht war, wie angenehm und entspannt das Arbeiten und die Arbeitsatmosphäre sein kann; das war wie eine Befreiung. Damit meine ich jetzt keineswegs die inhaltlichen Anforderungen und die Arbeitsmenge, sondern die "Rahmenbedingungen" wie freundlich-partnerschaftlicher Umgang, kein hierarchisches Denken, gute Büroausstattung, aktuelle EDV, gut gelaunte "Grundstimmung" etc.

Da die Stelle nur befristet war und ich wieder näher zum Wohnort arbeiten wollte, habe ich nach 2 Jahren zu einem Landratsamt gewechselt (also ähnlich wie Großstadtverwaltung): Der "Umgangston" war zwar erheblich besser als in der Stadt meiner Ausbildung, aber Unterbesetzung, veraltete und mangelhafte EDV, komplizierte Entscheidungswege und ein automatisches Streichen aller (durch den übermäßigen Arbeitsanfall zwingenden) Überstunden zum Monatswechsel gab es auch dort.

Zum Glück habe ich dann nach einigen Monaten eine Stellenanzeigen für meinen Traumjob (gleiches Aufgabengebiet wie in der 10.000-EW-Stadt) gelesen, den ich jetzt seit 20 Jahren unverändert zufrieden ausübe; bei einer noch kleineren ländlichen Gemeinde ohne Hierarchien, mit freundschaftlichem Umgang und weitgehender Freiheit bei der Organisation und Ausübung der Arbeit. Ich kenne naturgemäß auch viele KollegInnen bei vergleichbar großen Gemeinden in der Umgebung; dort ist es zumeist genau wie bei uns.

Fazit: Je kleiner die Verwaltung, desto besser die Rahmenbedingungen.
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#9

(08.04.2021, 09:39)Gast schrieb:  Ich wurde ein halbes Jahr nach meinem Abschluss über eine befristete Stelle in einer Abteilung informiert, in der ich während der Ausbildung 3 Monate war und in der man mich noch in guter Erinerung hatte; dort wurde ich dann auch eingestellt. Nach einem halben Jahr musste ich dann (wegen Wegfalls meiner Tätigkeit) in ein anders Amt wechseln, wo ich ohne Fachkenntis und Einarbeitung (bei völligem Desinteresse der Vorgesetzten) praktisch kommentarlos an einen Schreibtisch gesetzt wurde. Da auch diese Stelle nur eine Vertretung war, stellte sich natürlich die Frage nach meiner Zukunft (und auch der Zukunft der übrigen befristeten Angestellten, viele aus meinem Jahrgang).

Das Personalamt führte dann (wohl als Alibi, man hatte sich wohl bereits aufgrund "sachfremder" Kriterien im stillen Kämmerlein entschieden) ein Auswahlverfahren unter allen Zeitangestellten durch, um zu ermitteln, wer sich überhaupt erst auf feste Stellen bewerben darf. Dieses bestand in einer Beurteilung des Vorgesetzten (in meinem Fall war das eine hervorragende Bewertung des Vorgesetzten meiner ersten Stelle) und aus einem zwanzigminütigen Gespräch zwischen Personalamt und jeweils 4 Bewerbern (jeder Bewerber kam etwa 2 - 3 Minuten zu Wort). Einige Zeit später erhielt ich (im gleichen Dienstgebäude wie das Personalamt untergebracht) einen Telefonanruf einer Personalsachbearbeiterin, dass man mich nach Ablauf meines Vertrages nicht weiter beschäftigen werde.

Ich schildere dir dies so ausführlich, damit du dir eine Vorstellung vom "zwischenmenschlichen Umgang" in einer großstädtischen Verwaltung machen kannst.

Ich habe dann das Vertragsende nicht abgewartet, sondern mir umgehend eine neue Stelle anderenorts gesucht. Es wurde dann eine Elternzeitvertretung in einer 10.000-Einwohner-Stadt ca. 100 km entfernt, in der ich überrascht war, wie angenehm und entspannt das Arbeiten und die Arbeitsatmosphäre sein kann; das war wie eine Befreiung. Damit meine ich jetzt keineswegs die inhaltlichen Anforderungen und die Arbeitsmenge, sondern die "Rahmenbedingungen" wie freundlich-partnerschaftlicher Umgang, kein hierarchisches Denken, gute Büroausstattung, aktuelle EDV, gut gelaunte "Grundstimmung" etc.

Da die Stelle nur befristet war und ich wieder näher zum Wohnort arbeiten wollte, habe ich nach 2 Jahren zu einem Landratsamt gewechselt (also ähnlich wie Großstadtverwaltung): Der "Umgangston" war zwar erheblich besser als in der Stadt meiner Ausbildung, aber Unterbesetzung, veraltete und mangelhafte EDV, komplizierte Entscheidungswege und ein automatisches Streichen aller (durch den übermäßigen Arbeitsanfall zwingenden) Überstunden zum Monatswechsel gab es auch dort.

Zum Glück habe ich dann nach einigen Monaten eine Stellenanzeigen für meinen Traumjob (gleiches Aufgabengebiet wie in der 10.000-EW-Stadt) gelesen, den ich jetzt seit 20 Jahren unverändert zufrieden ausübe; bei einer noch kleineren ländlichen Gemeinde ohne Hierarchien, mit freundschaftlichem Umgang und weitgehender Freiheit bei der Organisation und Ausübung der Arbeit. Ich kenne naturgemäß auch viele KollegInnen bei vergleichbar großen Gemeinden in der Umgebung; dort ist es zumeist genau wie bei uns.

Fazit: Je kleiner die Verwaltung, desto besser die Rahmenbedingungen.

Danke für deine ausführliche Antwort Smile!
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