Ferienzeit = Wartezeit ? 6 Stunden warten für einen Ausweis
#1

Hier ein aktuelles Thema in Bremen:
Im Bürger-Service-Center / Bürgerbüro müssen Bürger zur Zeit beträchtliche Wartezeiten in Kauf nehmen. 6 Stunden Wartezeit für einen Kinderausweis sind noch kurz, weil die Sachbearbeiterin diesen vorgezogen hat ..

http://www.weser-kurier.de/Artikel/Breme...?id=412119

Ist dies ein Einzelfall oder gibt es solche Wartezeiten auch in anderen Kommunen ?

Wo liegen die Ursachen ? Zu wenig Personal, falsche Urlaubsregelungen oder ineffektive Verwaltungsabläufe ?
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#2

Guten Morgen,

Nein, das ist leider kein Einzelfall. Und die Frage nach der Ursache ist nicht einfach zu beantworten. Es liegt an mehreren Faktoren, die sich auch gegenseitig beeinflussen bzw. bedingen.

1) Personal
Natürlich ist, wie in der gesamten Verwaltung, Personal gestrichen
worden.
Die Anzahl der Kolleginnen und Kollegen in den Bürgerämtern wird
nach durchschnittlichen Fallzahlen berechnet. Leider halten sich die
Besucher aber nicht an diesen Durchschnitt. Die jährliche Antrags-
flut vor den Ferien wird nicht berücksichtigt.
Außerdem kommen Krankheit und Urlaub in den Bedarfsrechnungen
nicht mehr vor.
2) Bürokratie
Pass- und Ausweisrecht ist Bundesrecht. Mache Vorschriften sind
nach dem 11. September verschärft worden. In der Praxis bedeutet
dies zusätzlichen Kontrollaufwand und die Vorlage weiterer
Nachweise. Auch müssen die Kinder nunmehr grundsätzlich
mitkommen.
Der neue Perso ist eine einzige Katastrophe. So sind z.B. bei Bean-
tragung und Abholung insgesamt 5 Erklärungen abzugeben, die alle
dokumentiert und archiviert werden müssen. Die Bearbeitungszeit
hat sich dadurch von 5 auf über 20 Min erhöht. Und versucht mal,
einer 70 jährigen Seniorin die qualifizierte elektronische Signatur
zu erklären.
3) Die Technik
Die Bundesdruckerei ist völlig überfordert. Mindestens 5 mal am
Tag stürzt die EDV zusammen, weil durch die Sicherheitsvorgaben
(verschlüsselte Datenübermittlung, Übermittlung von
Zertifikaten) und die unausgereifte Programmierung das System
kollabiert.
4) Der Besucher (Achtung, es wird ironisch)
Der mündige Bürger ist zwar in der Lage, Monate im Voraus eine
Reise zu buchen, kann aber das Ablaufdatum auf seinen Ausweisen
nicht lesen. Auch ist er nicht in der Lage, seinen Besuch bei der
Behörde (der in der Regel nur alle 10 Jahre einmal stattfindet) so zu
planen, dass er in besucherarme Zeiten fällt. Vielmehr wird er
erstmal in Ruhe früstücken, einen kleinen Plausch auf dem Marktplatz
halten und sich dann wundern, dass es um 11.30 beim Bürgeramt voll
ist.

Bei mir hat ein Politiker auch einmal die sogn. bedarfsgerechte Personalplanung eingefordert. Ist ja auch eigentlich kein Problem. Leider sind meine Mitarbeiterinnen aber Menschen, die auch Rechte und Bedürfnisse haben.
Ich versuche auch schon seit Jahren zu erklären, dass die Ausdehnung der Öffnungszeiten ohne Personalerhöhung zwangsläufig zu einer Ver-
längerung der Wartezeiten führt.

Die Frage, wer Schuld an den langen Wartezeiten ist, kann nicht einfach beantwortet werden.
Ich kann aber sagen, wer nicht Schuld ist:
Die Kolleginnen und Kollegen der Bürgerämter, die verzweifelt versuchen, den Dienstbetrieb aufrecht zu halten.

In diesem Sinne
smokie
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#3

Ich sehe es ähnlich wie Smokie.

Geiz ist geil. Das gilt mittlerweile für unsere Amts- und Entscheidungsträger quer durch die Republik, die meinen das Rad neu erfinden zu müssen, was Einsparungen betrifft.

Gestrichen wird wo es nur geht. Dabei wird nur von der Wand bis zur Tapete gedacht.

Und hier zitiere ich gerne einen Kabarettisten:
Es geht nicht drunter und drüber,
sondern geradlinig drunter.

(Georg Schramm)
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