Deutsche Großstädte im weltweiten ÖPNV-Ranking vorzeigbar
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Die globale Strategieberatung Simon-Kucher & Partners hat einen weltweiten Vergleich des ÖPNV-Angebots in Großstädten vorgenommen. Die Pressemitteilung:

"Weltweite ÖPNV-Studie: Deutsche Städte vorzeigbar – aber nicht spitze

Im großen Nahverkehrs-Vergleich sind unter den deutschen Großstädten keine klaren Gewinner oder Verlierer auszumachen: bei Angeboten, Preisen und Service gibt es überall Plus- und Minuspunkte.
Köln/Bonn, 3. Dezember 2014 – Im bundesweiten Vergleich belegt der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) in München zwar den ersten Platz in der deutschen Gesamtwertung, liegt jedoch nur knapp vor den anderen Städten, die alle sehr dicht beieinander sind. In den Einzelbetrachtungen der Kategorien Angebot, Preis und Service verschieben sich allerdings die Plätze. So landet jede Stadt mal auf dem Treppchen – aber auch mal weit unten. Das ergibt eine umfangreiche Untersuchung des öffentlichen Nahverkehrs von 21 Metropolen weltweit – darunter sieben deutsche Großstädte (Berlin, Dresden, Frankfurt, Hamburg, Köln, München und Stuttgart). Hierfür hat die globale Strategieberatung Simon-Kucher & Partners zahlreiche Daten aus den Bereichen Angebotsumfang, Preisgestaltung und Kundenorientierung im Nahverkehr gesammelt, ausgewertet und miteinander verglichen.* „Beim Vergleich der deutschen Städte gibt es keine klaren Gesamt-Sieger oder Verlierer. Hat die eine Stadt etwa eine gute Netzabdeckung, schneidet sie vielleicht in der Preisgestaltung schlecht ab oder umgekehrt. Diese Detailergebnisse sind am Ende wesentlich“, erklärt Dr. Gunnar Clausen, Partner bei Simon-Kucher. So punktet beispielsweise Köln mit Sauberkeit und Modernität, erhöht die Preise aber am stärksten. Und Berlin bietet zwar die ‚sozialsten‘ Preise, aber eben auch eine veraltete Ausstattung.

Berlin und Dresden bestes Netz, Stuttgart punktet im Service
Den deutlich besten Angebotsumfang gibt es in Berlin, den zweiten Platz teilen sich Stuttgart und Frankfurt. Berlin verfügt beispielsweise über das beste Busnetz gemessen an der Länge in Relation zu den Einwohnern (0,88 km pro 1.000 Einwohner), Dresden hat das beste Bahnnetz (0,27 km pro 1.000 Einwohner), Hamburg das bundesweit ausbaufähigste Bahnstreckennetz (0,06 km). Betrachtet man die Verfügbarkeit, präsentiert sich Stuttgart mit dem besten Serviceangebot am Wochenende (44 Prozent der Bahnen fahren an Sonn- und Feiertagen), Köln verliert hingegen in dieser Kategorie: die Domstadt hat beispielweise die geringste Anzahl an Verbindungen zum Flughafen (nur vier pro Stunde), glänzt aber in der Kategorie Erscheinungsbild mit dem saubersten und modernsten ÖPNV. Hingegen ist der Berliner ÖPNV etwas in die Jahre gekommen und die Sauberkeit in Dresden generell verbesserungswürdig.

Rabatt-König München, Hamburg günstigster Kilometerpreis, Preiserhöher Köln
Hamburg hat relativ das beste Preisniveau, gefolgt von Stuttgart und Dresden. In der Hafenstadt ist der Kilometer mit 13 Cent am günstigsten. Den höchsten Kilometerpreis zahlt man in Frankfurt mit 29 Cent pro Kilometer. Rabatt-Könige sind die Münchener Fahrgäste. Die Bayernmetropole hat die insgesamt höchsten Preisnachlässe für Studenten und Senioren. Schlecht schneidet Dresden ab: dort existiert etwa kein Monatsticket für Senioren. Am ‚sozial-freundlichsten‘ fährt beispielsweise eine alleinerziehende arbeitssuchende Mutter mit Kind in Berlin: hier zahlt sie nur 48 Euro monatlich, ganz im Gegensatz zum teuren Stuttgart (135 Euro).
Es gibt große Unterschiede bei den jährlichen Preisanpassungen: Auf die letzten drei Jahre gesehen kommt Berlin bei seinem Monatsticket mit der geringsten durchschnittlichen Preiserhöhung im 1,7 Prozent pro Jahr daher, Köln erhöht die Preise konstant am stärksten, nämlich sowohl beim Einzel- als auch Monatsticket mit satten vier Prozent pro Jahr.

Frankfurt schlechte Preistransparenz, Dresden ‚sprachenarm‘
München liegt in Sachen Kundenorientierung klar vor Berlin und Köln. Im Detail betrachtet hat Stuttgart jedoch die höchste Tariftransparenz: Mehr als 70 Prozent der Berührungspunkte verfügen über Tarifinfos. In Frankfurt sind nur an knapp der Hälfte der Fahrzeuge und Haltestellen die Tarifinfos ausgehängt. Die meisten Bezahlmöglichkeiten bietet Stuttgart: An 70 Prozent der Automaten kann der Fahrgast auf fünf verschiedene Arten sein Ticket bezahlen. In Dresden und Hamburg zählt nur Bares, denn dort gibt es keine Option der EC- und Kreditkartenzahlung. Und Köln ist die einzige Stadt, in der man an keinem einzigen Automaten mit Geldscheinen bezahlen kann.
Bei der Kundennähe kann wieder München punkten: die Kundenzentren haben dort mit 115 Stunden/Woche die längsten Öffnungszeiten. Die geringste zeitliche Erreichbarkeit der Hotlines herrscht in Frankfurt und Stuttgart (45 Stunden bzw. 50 Stunden/Woche). In München finden sich auch nicht-deutschsprachige Fahrgäste am besten zurecht: Hinweise und Infos gibt es hier im Schnitt in vier Sprachen, in Dresden nur durchschnittlich 1,3 Sprachen.

Gut, aber noch nicht gut genug
Die Studie zeigt: Jede Stadt ist in einer Kategorie mal besonders gut aber wiederum in einer anderen besonders schlecht. Insgesamt ist der deutsche ÖPNV durchaus vorzeigbar, aber in wichtigen Details und im weltweiten Gesamtvergleich verbesserungswürdig. Beispielsweise in puncto Barrierefreiheit sind die untersuchten deutschen Städte lediglich durchschnittlich (bis zu 70 Prozent barrierefreie Zugänge) – Singapur ist zu 100 Prozent barrierefrei. Auch Sydney und Amsterdam sind im Vergleich zu deutschen Städten vorbildlicher. Schlecht stehen hier Berlin, Frankfurt und Dresden da, die im Schnitt nur die Hälfte der Stationen mit freiem Zugang bieten. Das ist nur ein Beispiel von vielen an dem ein gewisser Rückstand zu anderen Städten auf der Welt deutlich wird. Andererseits teilt sich Berlin mit Madrid den ersten Platz in der Gesamtkategorie Angebotsumfang. „Bei jeder deutschen Stadt gibt es irgendwo Mängel und demnach Verbesserungspotenzial“, so Dr. Philipp Biermann, Partner bei Simon- Kucher. „Und keine hat genug Lorbeeren, um sich darauf auszuruhen. Im deutschen Nahverkehr gibt es noch einiges zu tun.“"

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