DBB warnt vor Personalmangel im Öffentlichen Dienst
#1

Pressemitteilung des DBB vom 7.1.15:

"ÖFFENTLICHER DIENST: PERSONALMANGEL IST WIE EIN TSUNAMI AM HORIZONT

Mit eindringlichen Worten hat der dbb Bundesvorsitzende Klaus Dauderstädt vor wachsendem Personalmangel im öffentlichen Dienst gewarnt. Wie bei einem Tsunami seien erste Anzeichen bereits spürbar. 'Die Welle ist schon sichtbar am Horizont. Wir liegen aber noch am Strand, blicken in die Ferne und wundern uns, wie lustig die Schiffe hinten auf dem tobenden Meer schaukeln', sagte Dauderstädt der Zeitung 'Die Welt'
(Ausgabe vom 4. Januar 2015).

Nach Berechnungen des dbb fehlen bereits heute mehr als 170.000 Stellen im öffentlichen Dienst von Bund, Ländern und Kommunen. 'Die geringere Bezahlung ist einer der Hauptfaktoren', erklärte der dbb Chef. Der Ärztemangel in den Gesundheitsämtern sei ein passendes Beispiel, weil dort die Bezahlung deutlich hinter der in der Privatwirtschaft zurückbleibe.
Auch deshalb fehlten bereits 2.000 Fachärzte im öffentlichen Dienst.
'Man könnte den Ärzten außertarifliche Zulagen zahlen. Aber für einen Arzt mal einen Tausender draufzulegen, dagegen wehren sich die Kommunen.'
Dauderstädt erinnerte in diesem Zusammenhang an das Fachkräftegewinnungsgesetz des Bundes, dass es ermöglicht, Zulagen für besonders benötigte Fachkräfte
zu zahlen. Er sei überzeugt, dass 'es wird mehr solcher Lockerungen im System geben müssen'.

Sollte sich an der bisherigen Praxis nicht bald etwas ändern, könnten die Ansprüche der Bürger an einen funktionierenden Staat nicht mehr erfüllt werden, fürchtet der dbb Bundesvorsitzende. 'Wenn wir den nächsten
Lebensmittelskandal haben und feststellen, dass wir zu wenig Lebensmittelkontrolleure im Einsatz haben, spätestens dann werden wir realisieren: Die Tsunami-Welle
ist angekommen.'"

Wie bewerten Sie die Personalsituation im Öffentlichen Dienst? Besteht oder droht auch in Ihrer Kommune ein Personalmangel ?

Zusammenstellung der Vor- und Nachteile des Öffentlichen Dienstes
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#2

Ich muss mich dieser Aussage anschließen, da ich nicht nur in meiner Verwaltung sondern auch in vielen anderen feststellen muss, dass hier an der verkehrten Stelle gespart wird. Bei uns ist es derzeit so, dass z.B.:
- leider Personen eingestellt werden, die ganz einfach vom Verwaltungsrecht wenig oder keine Ahnung haben,
- ein viel zu geringes Gehalt gezahlt wird, welches nicht mit den eigentlichen Aufgaben einher geht,
- Personalkosten gespart werden sollen, indem viele Kollegen die Aufgaben von ersatzlos ausgeschiedenen Kollegen übernehmen müssen,
- Vorgesetzte in inkompetenter Weise ihre Führungsposition ausspielen und damit Mitarbeiter in den Krankenstand "schicken" anstatt konstruktiv Probleme zu lösen oder vernünftig und kollegial anzuleiten.
Ich würde es mir wünschen, wenn Bürgermeister und Amtsleiter hinsichtlich ihrer Führungspositionen die Pflicht hätten, sich im Sinne des öffentlichen Dienstes weiterzubilden und nicht nur auf Kosten des Personals zu sparen. Letztendlich ist der öffentliche Dienst Dienstleister für die Bürger!
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#3

total übertrieben wie immer!!! Es ist Schuldenbremse, Personalabbau und ansonsten managed man sein Altenheim.

Bei uns ist es so: jeder 2. scheidet ohne Ersatz aus. Nur jede 2. Stelle wird nachbesetzt. Da aber die Schuldenbremse da ist, aber kaum Schuldenabbau stattfindet, wird es so weitergehen und es weiter schrumpfen. Bei uns feiert man sich schon, wenn durch ein neues PC Programm durch Automatisierung im mD 8 Stellen eingespart wurden.

und dann ist auch die Frage, wer genau fehlen soll? Auf Azubistellen melden sich immer noch genug Interessenten, es gab laut einer Regionalzeitung z.B. bei meinem Arbeitgeber letztes jahr auf 30 freie Ausbildungsstellen fast 700 Bewerber. Ganz schön viele. Allerdings gibt es bei uns auch keine Industriebetriebe als Konkurrenten wie in Süddeutschland.

und Ärtztemangel: es fehlen Studienplätze, der Staat könnte ja wie die Krankenkassengemeinschaft Sachsen Stipendien spendieren für zusätzliche studenten die sich dann verpflichten auf einige Jahre. Macht Bundeswehr ja auch so. Arzt ist ein Frauenberuf bald, da wollen immer mehr Teilzeit arbeiten laut Marburger Bund. Also muss man damit werben und dann mehr ausbilden. Frauen wollen oft keine eigene Praxis aufbauen, da zu viel Stress. Das wäre also hier die Zielgruppe, kann man auch Studenten direkt in der Uni versuchen abzuwerben. Macht ja auch keiner.

und Lebensmittelkontrolleur: dieser Beruf ist vollkommen überreguliert. Meist wird der über eine Fortbildung erworben, der Abschluss. Man darf nur teilnehmen, wenn man eine Ausbildung zum Bäcker oder Fleischer hat, dann Meister und dann die Fortbildung Kontrolleur. Da muss man mal flexibler sein und die Ausbildung mehr öffnen für Quereinsteiger. Denn Bäcker und Fleischer bildet kaum noch einer aus. Das sollte man als offenere Quereinsteigeroption anbieten, den Lehrgang und das Konzept verändern. An sowas denkt nämlich auch oft niemand.
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#4

Mir ist eben gerade mal die liste in die Hand gefallen mit den Fortbildungsabschlüssen zum Lebensmittelkontrolleur des jahres 2012:

Bundesweit wurden nur 6 ! LM-Kontrolleure ausgebildet. Wenn man einen Mangel hat, sollte man einfach mehr davon ausbilden,sofern das wirklich benötigt wird. Ich geh mal davon aus, dass tatsächlich nur so wenig ausgebildet wurden und es sonst genug Interessenten gegeben hätte. Hat nichts mit demographischem Wandel zu tun.
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#5

Auch der Deutsche Städte- und Gemeindebund widmet sich mit heutiger Pressemitteilung dem drohenden Personalmangel und der zunehmenden Unattraktivität und Überalterung des Öffentlichen Dienstes:

"Personallage in den Rathäusern verschärft sich - Personal sind keine Kosten, sondern Potential für die Sicherstellung öffentlicher Dienstleistungen

Angesichts zunehmender Aufgaben wird sich der Arbeitskräftebedarf in den Kommunen in den nächsten Jahren verschärfen. In einem Interview mit der WELT am Sonntag (Ausgabe vom 04. Januar 2015) wies DStGB-Hauptgeschäftsführer Dr. Gerd Landsberg darauf hin, dass bereits heute in bestimmten Bereichen des öffentlichen Dienstes es an Fachkräften fehle. Er forderte eine Personaloffensive, um insbesondere junge Fachkräfte für den öffentlichen Dienst zu interessieren. Zudem könnten mit „weichen Faktoren" wie z. B. einer guten Kinderbetreuung und vergünstigtem Wohnraum um Personal geworben werden. Landsberg sprach sich dafür aus, auch verstärkt junge Zuwanderer anzusprechen. Mit Blick auf die gesteigerten Anforderungen an die Verwaltung seien zudem neue Berufsbilder wie „Kommunikationsmanager in der öffentlichen

Nachfolgend ist das Statement im Wortlaut wiedergegeben:

„Schon heute zeichnet sich ab, dass zum Beispiel in den Bereichen der Lebensmittelkontrolleure und in den Gesundheitsämtern nicht ausreichendes Fachpersonal vorhanden ist. In anderen Bereichen, wie zum Beispiel der Kinderbetreuung haben die Kommunen enorme Anstrengungen unternommen Erzieherinnen und Erzieher einzustellen. Gleichwohl gibt es hier einen Bedarf aufgrund zusätzlicher Qualitätsansprüche, was insbesondere das Verhältnis von Kindern zu Erzieherin pro Gruppe betrifft. 

Notwendig ist eine Personaloffensive, um insbesondere junge Fachkräfte für den öffentlichen Dienst zu interessieren. In den nächsten 15 Jahren werden bei den Kommunen altersbedingt über die Hälfte der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausscheiden. 

Keine Branche in Deutschland beschäftigt so wenig junge Leute unter 30 Jahren wie die öffentliche Verwaltung. Nach den weiterführenden Schulen hat sie prozentual auch die ältesten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. 

Der Fachkräftemangel auch in der Wirtschaft wird zu einem verschärften Wettbewerb zwischen Unternehmen und Verwaltung führen, insbesondere angesichts begrenzter Vergütungsmöglichkeiten der Verwaltung. In der Personalentwicklung müssen die Kommunen daher andere weiche Faktoren wie gute Kinderbetreuung, Arbeitseinsatz am Ort, vergünstigten Wohnraum u.s.w. bei der Mitarbeitergewinnung ins Spiel bringen. Angesprochen werden müssen in Zukunft auch verstärkt junge Zuwanderer. Das ist auch eine Chance für die Verwaltung selbst. 

Die Kommunen werden ihre e-Government Aktivitäten weiter ausdehnen nach dem Motto „Nicht die Bürger sollen laufen, sondern die Daten“. Hier ist noch viel Spielraum auch zum Abbau von unnötiger Bürokratie. 

Neue Dialogprozesse insbesondere mit den Bürgerinnen und Bürger setzen qualifiziertes Personal voraus. Neue Berufsbilder wie „Kommunikationsmanager in der öffentlichen Verwaltung“ sind notwendig und sollten deshalb entwickelt werden. Das ist auch eine Chance gerade für junge Leute, die vor dem Hintergrund der Digitalisierung anders kommunizieren und bei der Einstellung eine moderne Verwaltung erwarten.“
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